Das Wohnheim befindet sich im Türchen mit der Zahl Sieben, die im
biblischen Sinne für die Vollkommenheit steht. Das Wohnheim ist in der Tat
vollkommen inkommodierend. Mein Zimmer hat zehn Quadratmeter und enthält alles
was man braucht, vom Bett bis zum Schreibtisch. Daneben ein unnützes Bidet, das
wertvollen Platz wegnimmt. Duschen, Toiletten und Küche erreiche ich über den
Gang in separaten Räumen. Die Heizung wurde Mitte Oktober, als die Temperatur
dann endlich mal dem Gefrierpunkt näher kam, angeschaltet. Das ist nunmehr kein
Problem, in der Küche trifft man oft andere interessante Menschen. Auf meinem
Gang wohnen ein paar nette Franzosen sowie eine Afrikanerin, die jeden Mittag
mit bunter Schürze in der Küche steht und ihr Kaninchen mit Reis kocht. Meine
Nachbarin ist eine Italienerin, die abends öfters mal einen hübschen Franzosen
mit dunklen Locken zu Besuch hat. Direkt gegenüber wohnt eine Deutsche, mit der
man sich in seiner Landessprache über die Ungepflogenheiten in der Küche
austauschen kann. Daneben gibt es noch
einige selten gesichtete Personen auf meinem Gang, die nach aktuellem
Ermittlungsstand für den Saustall in der Küche verantwortlich sein müssen.
Diese Phantome lassen ihren Müll – der über den Zimmermülleimer entsorgt werden
müsste – stehen und lassen eine dicke Kruste auf der Herdplatte zurück. Die
Putzfrau denkt leider, sie sei nicht dafür verantwortlich, den Dreck anderer
Menschen wegzumachen – sie hat wohl ihr Berufsziel verfehlt – und lässt jeden
gröberen Schmutz kleben. Der herumstehende Müll findet sich nach ihrer
Putzaktion in der Spüle wieder. Denjenigen, denen ich jetzt ihr Frühstück
verdorben habe, wünsche ich einen guten Appetit.
Das platzverschwendende Bidet in Annas Zimmer |
Text: Anna Lang
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