Freitag, 28. August 2015

Studi- und Kulturticker vom 24.-30.08.2015




Theater!

Casablanca dient nicht nur als Stoff für Geographie-, Geschichts- oder Romantikbegeisterte, sondern auch für einen illustren Abend in Würzburg. Dies beweist zumindest das „theater ensemble“ mit Andreas Büettner, der den Hollywood-Streifen frei nach dem Motto „Ich schau mir in die Augen, Kleines!“ auf die Schippe nimmt. Wer sich auf das Ein-Mann-Schauspiel mit 763 Rollenwechseln einlassen möchte, kann dies noch jeden Montag, Dienstag und Sonntag in den nächsten beiden Wochen ab 20 Uhr für 7,50€ (ermäßigter Studentenpreis) tun.
Ein wenig klassischer und britischer geht es beim „theater ensemble“ von Mittwoch bis Samstag mit „Ein Sommernachtstraum“ von William Shakespeare zu. Auch hier geht’s um 20 Uhr für 9,50-14,50€ (ermäßigter Studentenpreis) los.
Die geisteskranken Verliebten kommen beim „Theater am Neunerplatz“ in Shakespeares „Wie es euch gefällt“ von Donnerstag bis Sonntag nicht zu kurz. Gespielt wird unter freiem Himmel am Aktionsgelände der Umweltstation für 12-14€ (ermäßigter Studentenpreis).

Stadtführung!

Wer die eigene Familie zu Besuch hat und einmal mehr bespaßen sollte, aber noch nicht das geeignete Unterhaltungsprogramm gefuden hat, könnte es mit der Barockstadtführung unter kostümierter Reiseleitung versuchen (selbstverständlich auch ohne Familie). Los geht’s am Samstag um 14.30 Uhr am Falkenhaus und die Eltern sind für 7,50€ mit von der Partie (Schüler und Studenten zahlen 6,50€).
Falls es sich bei der lieben Verwandtschaft eher um humoristisch veranlagte Frühaufsteher handelt, gäbe alternativ ebenfalls am Samstag für den gleichen Preis um 11 Uhr eine kabarettistische Stadtführung mit „Schorsch aus dem Meeviertel“. Treffpunkt ist hier der Vierröhrenbrunnen. 

Kunst!

Um die Lage vieler neuer Mitbürger besser verstehen zu können, haben Museumspädagogen des Kulturspeichers zusammen mit der Mönchbergschule ein Fotoprojekt gestartet. Darin stellt je ein minderjähriger Flüchtling seine „Stories of my life“ vor und beschreibt, was ihm oder ihr wichtig ist. Selbstverfasste Texte in der Muttersprache mit deutscher Übersetzung geben zudem Aufschluss über ihre aktuelle Situation sowie den Weg aus der Heimat dorthin. Besichtigungen der Ausstellung im Kulturspeicher sind von Dienstag bis Sonntag möglich. Einen ersten Eindruck vom Projekt sowie einen kurzen Bericht über seine Entstehungsgeschichte bietet folgender Beitrag aus der Mediathek des bayrischen Rundfunks: http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/nachrichten/fotos-fluechtlinge-life-storys-100.html#&time=


Montag, 13. Juli 2015

Vom irischen Bettelmönch zur Maß Bier – die Geschichte des Kiliani Volkfests


Würzburg hat sein Kiliani wie München sein Oktoberfest. Wie das oberbayerische Volksfest zu seinem Namen kam, ist recht offensichtlich. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter dem Namen unseres Würzburger Jahrmarkts? 

Wenn in Würzburg irgendwas nach irgendwie für die Geschichte Würzburgs bedeutsamen Personen benannt ist, sind die beiden üblichen Ver-dächtigen in der Regel: Julius (Juliusspital, Juliuspromenade, Julius-Maximilians-Universität,…) und Kilian (Kiliansdom, Kiliani,…). Doch wer war eigentlich dieser Kilian, der Schutzpatron der Franken?

Zunächst mal war Kilian selbst kein Franke, sondern ein Ire, genauer gesagt ein Missionar aus dem irischen Mullagh. Um 686 kam Kilian ins das schöne Frankenland, mit dem hehren Auftrag, die einheimische Bevölkerung zum katholischen Glauben zu bringen. In Würzburg wurde er zum Bischof erkoren und taufte zahlreiche Menschen, unter anderem auch Gosbert, den Herzog von Franken. Der Haken an der Sache: der Herzog von Franken war mit Gailana, der Witwe seines Bruders verheiratet; nach dem christlichen Glauben war das Blutsschande und stellte somit eine Todsünde dar. Kilian drängte den Herzog, diese lasterhafte Liaison aufzulösen und machte sich damit am Herzoghof nicht gerade beliebt. Die gerissene Herzogengattin Gailana, die sich selbstverständlich nicht so einfach von Gosbert verstoßen lassen wollte, inszenierte ein Komplott gegen Kilian und ließ ihn und seine beiden irischen Glaubensbrüder Kolonat und Totnan beim nächtlichen Gebet ermorden. Die Leichen wurden dann in einem Pferdestall verscharrt -  an der Stelle, wo heute das Neumünster steht. Am 8. Juli 752 wurden die Gebeine des Heiligen Kilians von Bischof Burkhard von Würzburg zu Reliquien erhoben. Aufbewahrt werden die heiligen Knöchelchen im Neumünster. Jedes Jahr in der Kilianswoche, um den Gedenktag des Heiligen Kilians am 8. Juli, wird der Schädel Kilians vom Neumünster in den Dom gebracht und dort verehrt.


So viel zum Heiligen Kilian – nur, was hat ein irischer Missionar eigentlich mit Bierzelt und Achterbahn am Hut?


Das Kiliani nahm vor fast einem Jahrtausend seine Anfänge, im Jahre 1030. Damals bestand es vornehmlich aus Verkaufsständen vor dem Dom und in der Domstraße,  wo Pilger, die zum Gedenktag des Heiligen Kilians nach Würzburg gekommen waren, Nahrung, aber auch Kleidung und Dekorationsgegenstände wie Kerzen oder Kränze, kaufen konnten. Im Laufe der Zeit profitierten auch Gaukler und Schausteller von dem regen Treiben, gesellten sich hinzu und boten ihre Kunststücke dar. Die Kilianimesse dehnte sich so über die Jahrhunderte immer mehr aus. 

Bis zum Jahre 1846 nahm der Trubel in der Domstraße zur Kilianimesse derart überhand, dass die Verkaufsmesse von der Schaustellermesse räumlich getrennt wurde. Letztere, der Vorgänger des heutigen  Kiliani, zog zunächst auf den Sanderrasen, dann ans Mainufer, an die Leonhard-Frank-Promenade und schlussendlich, als immer mehr Attraktionen und Fahrgeschäfte hinzukamen, auf die Talavera, wo es noch heute jedes Jahr stattfindet. Und das Bierzelt? Das gab es damals noch nicht. Stattdessen gab es Milch in der sogenannten „Milchhalle“, da das Ausschenken alkoholischer Getränke früher von Seiten der Stadt untersagt war.  

Von Verkaufsständen für Pilger über die Milch-halle zu Bierzelt, Riesenrad und Wildwasserbahn – das Kiliani hat sich ganz schön gemausert. Dieses Jahr bevölkern wieder rund 70 Schausteller mit ihren Fahrgeschäften und Attraktionsbuden die Talavera und sorgen für buntes Treiben auf dem Festplatz. Adrenalinstöße sind auch garantiert - wenn man sich mal wieder hat breitschlagen lassen, in dieses schreckliche Überkopf-Ding einzusteigen, das man eigentlich auf gar keinen Fall fahren wollte… Und im Bierzelt, das trotz des sehr studenten-unfreundlichen Preises von 8,40€ (!) für die Maß Bier immer wieder einen Besuch wert ist, herrscht Gaudi mit Livemusik bis selbst der Letzte auf den Bänken steht und wie von Sinnen „Skandal um Rosi“ mitgrölt. Kurzum: Spaß ist garantiert.   

Bis zum 19. Juli habt ihr noch die Gelegenheit, unser Würzburger Volksfest mit der besonderen Historie zu besuchen, das Sonntagabend mit dem traditionellen Abschlussfeuerwerk endet.

 Charlotte Auth

Mittwoch, 8. Juli 2015

Renommierte Jenaer Philharmonie gastiert in Würzburg – Edward Elgar: "Die Apostel“ mit dem Monteverdichor Würzburg

Ein „gigantisches“ Werk sollte es werden. Das größte, umfangreichste und aufwendigste von ihm je unternommene Kompositionsprojekt, sein eigentliches Hauptwerk und die Summe seines Lebens und Schaffens, so Edward Elgar über seine Konzeption der Trilogie biblischer Oratorien.  Am 11. und 12. Juli 2015 präsentiert der Monteverdichor Würzburg zusammen mit der Jenaer Philharmonie unter der Leitung von Matthias Beckert Elgars erstes Oratorium „Die Apostel“. Der Komponist schildert darin auf musikalisch eindrucksvolle Weise die Berufung der Apostel, Jesu` Reden und Wundertaten sowie seinen Tod und seine Auferstehung. Das Oratorium schließt mit der hymnischen Darstellung der Himmelfahrt. Elgar reizt das romantische Klangspektrum vollständig aus. Wiederkehrende Leitmotive im Stile Richard Wagners, ein Doppelchor, ein sechsköpfiges Solistenensemble sowie ein großbesetztes Sinfonieorchester verleihen dem monumentalen Meisterwerk romantischen Glanz. Mit der Jenaer Philharmonie und den Solisten Anna Nesyba (Sopran), Barbara Bräckelmann (Alt), Edward Lee (Tenor), Johannes Weinhuber, Jens Hamann und Roland Hartmann (Bass) konnte der Monteverdichor erstklassige Partner gewinnen.

Die Konzertaufführungen finden am Samstag, den 11. Juli 2015 um 20 Uhr und am Sonntag, den 12. Juli 2015 um 17 Uhr in der Neubaukirche statt. 
 Konzertkarten erhalten Sie im Vorverkauf bei allen Geschäftsstellen der Mediengruppe Mainpost (0931 / 6001 6000) und im Musik- und Pianohaus Deußer in Würzburg (0931 / 80 4747 555) sowie online unter http://www.monteverdichor.com .

Konzerte:
Samstag, 11. Juli 2015 um 20:00 Uhr in der Neubaukirche (Würzburg)
Sonntag, 12. Juli 2015 um 17:00 Uhr in der Neubaukirche (Würzburg)

Sonntag, 24. Mai 2015

Mehr als 16a


Pressemitteilung, Würzburg 08.05.2015

*Weiße Schleifen in der Stadt als symbolisches Zeichen für die Todesopfer der Europäischen Asylpolitik // Seit Jahresbeginn schon 1.600 Flüchtlinge ertrunken // Migration ist kein Verbrechen*

Würzburg, 08.05.2015: Mit Interesse und Neugier reagierten Menschen in Würzburg auf die vielen weißen Bänder an Ampeln, Brücken und Laternen, die seit Freitag Nachmittag in der Stadt zu finden sind. Dabei handelt es sich um eine Aktion der asylpolitischen Gruppe "Mehr als 16a", die auf die Opfer der menschenverachtenden Asylpolitik der EU aufmerksam machen will.

„Als symbolisches Zeichen für  die Todesopfer binden wir weiße Bänder an Laternen, Pfosten und Bäume im Innenstadtbereich von Würzburg. Die Bänder sollen sichtbare und bleibende Zeichen von Betroffenheit sein. Sie sind ein Mahnmal für die Opfer der Festung Europa. Ein Mahnmal, dass uns, die Bewohner_innen dieser Festung, daran erinnern soll, dass tatenlos zuschauen keine Option ist.“ sagt Elena Hirsch stellvertretend für die Gruppe.

„Jede_r ist dazu eingeladen, sich an der Aktion zu beteiligen! In vielen Cafés und Geschäften in der Innenstadt sind Schuhkartons mit weißen Bändern zu finden. Die Leute können sich an diesen Orten weiße Bänder abholen, sie mitnehmen und auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen an Laternen oder Ampeln knoten!“ so Elena weiter.

Bis jetzt haben sich schon zahlreiche Menschen an der Aktion  beteiligt. Es gibt kein „offizielles“ Ende der Aktion. Vielmehr soll und kann die Aktion in den nächsten Wochen und Monaten von Einzelpersonen immer weiter getragen werden.

Allein in den ersten Monaten des Jahres 2015 ertranken bisher über 1600 Menschen auf  der Flucht im Mittelmeer. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum hat sich die Zahl der Toten mehr als verzehnfacht. Die Seegrenze zwischen Nordafrika und Europa ist die mit Abstand tödlichste Grenze der Welt. Von allen weltweiten Todesopfern unter Migrant_innen starben 75 Prozent an der Mittelmeergrenze.

Elena Hirsch merkt dazu an: „Es gibt keine legale Möglichkeit für Geflüchtetenach Europa zu kommen. Die Abschottungspolitik der EU bietet damit den idealen Nährboden für das so diskreditierte Schlepperunwesen.Erst die Abschottung Europas macht dieses Schleppergeschäft möglich. Nicht die Schleuser, sondern die Architekt_innen der Festung Europa haben den Tod der vielen Tausend Menschen zu verantworten!“

Um das Sterben an der EU-Außengrenze zu beenden, muss die Abschottungspolitik, die auf immer mehr Überwachung  und noch mehr Stacheldraht setzt, beendet werden. Denn diese Politik ist tödlich. Der Tod  von Geflüchteten wird von der EU-Politik zur Abschreckung anderer Geflüchteter in Kauf  genommen.

„Für uns, als Bewohner_innen dieser Festung ist es einfacher weg zusehen, unserem Alltag weiter nachzugehen, ohne über das Sterben an den Festungsmauern nachzudenken. Aber es muss sich etwas ändern!“ sagt Elena Hirsch.

Wir, die asylpolitische Gruppe "Mehr als 16a" fordern einen Politikwechsel hin zu Offenheit  und Solidarität. Eine Solidarität, die Grenzen überschreitet und keinen  Unterschied zwischen Menschen macht - ganz gleich, welcher Nationalität und Herkunft.

Konkret heißt das für uns:  Wir fordern legale und sichere Einreisemöglichkeiten für Flüchtende! Wir fordern sichere Fährverbindungen für Flüchtende über das Mittelmeer!  Wir fordern das Ende der unmenschlichen Abschottungspolitik!  Wir fordern den sofortigen
Stopp der Kriminalisierung von Migration!

Die Gruppe hofft mit ihrer Aktion möglichst viele Würzburger_innen zu erreichen und so in den Köpfen der Menschen  die Erinnerung an die Mauertoten der Festung Europa lebendig zu halten!

Dazu Elena Hirsch abschließend: "Wenn die politischen Eliten in Europa versagen, ist es einmal mehr die Pflicht der (europäischen) Zivilgesellschaft, das demokratische Antlitz der EU zu wahren, Druck von unten aufzubauen und für eine menschenwürdige Asylpolitik zu kämpfen!"

An folgenden Orten in Würzburg befinden sich Schuhkartons mit weißen Bändern:

Cafézum schönen René; Bahnhofplatz 97070 Würzburg
CaféRudowitz; Sanderstraße 10A, 97070 Würzburg
Standard; Oberthürstraße 11, 97070 Würzburg
Kult; Landwehrstraße 10, 97070 Würzburg
Vollkornbäckerei Köhler;  Karmelitenstraße 33, 97070 Würzburg
Weltladen Würzburg; Plattnerstraße 14, 97070 Würzburg
Cafe Wunschlos Glücklich; Bronnbachergasse 22R, 97070 Würzburg
Veggie Bros; uliuspromenade 38, 97070 Würzburg
KHG Würzburg; Hofstallstraße 10 97070 Würzburg


---- Pressemitteilung Ende ----


Dienstag, 19. Mai 2015

Studi- und Kulturticker vom 18.05. bis 24.05.2015


Konzert!

Musik in selbstgesungener Form gibt es am Sonntag, den 17.05.2015 von 17:00 - 19:00 Uhr in der Neubaukirche.
Dort singen unter der Leitung von Prof. Matthias Beckert der Monteverdichor Würzburg, die Thüringer Symphoniker Saalfeld Rudolstadt, Anna Nesyba (Sopran), Tilman Lichdi (Tenor), Johannes Weinhuber (Bass).
von Joseph Haydn: Die Jahreszeiten
Platzkarten im Musik- und Pianohaus Deufler in Würzburg, Karmelitenstrafle 34, 97070 Würzburg, (0931) 80 4747 555

Kino!

Die Kellerperle zeigt Roadtrips - Vorwort, Snacks und ein Kurzfilm inklusive.
Eintritt frei
am Montag, den 18.05.2015, 20:30 Uhr in der Kellerperle am Studentenhaus.

Museum!

Internationaler Museumstag im Museum am Dom!
freier Eintritt am Dienstag, den 19.05.2015 von 10:00 bis 17:00 Uhr

Musik!

Musik im Freien gibt es am Donnerstag, den 21.05.2015 um 19:00 Uhr beim Perlen Unplugged - Sommer Special - Open Air mit Götz Widmann und Max Prosa in der Kellerperle am Studentenhaus.


Dienstag, 5. Mai 2015

Grün rund um die Altstadt – der Ringpark


Bildquelle: http:/wikimapia.org

Ein untrügliches Zeichen, dass der Sommer im Kommen ist: die Würzburger bevölkern wieder die Wiesen und Wege der grünen Chill-out-area Würzburgs, des Ringparks. Ob zum Herumlümmeln im Gras, Slacken, auf einer Parkbank Lesen, für den sonntäglichen Spaziergang oder eine Runde Schaukeln, um die Seele mal baumeln zu lassen und ein Fleckchen Natur im Herzen der Stadt zu genießen: welcher Ort eignet sich dazu besser als der grüne Gürtel rund um den historischen Stadtkern Würzburgs? Doch wie kam Würzburg eigentlich zu dieser einzigartigen Parkanlage? Ein kleiner Blick in die Geschichte des Ringparks.



Der Ringpark in seiner heutigen Ausdehnung,  wurde vor über hundert Jahren, genauer gesagt 1896 fertiggestellt, die Prachtanlage „Klein Nizza“ wurde 1900 vollendet. Bei einem Besuch des damaligen Würzburger Bürgermeisters Georg von Zürn in Wien inspirierte sich jener an der Ringstraße, die dort nach Abbau der Befestigungsanlagen um die innere Stadt errichtet worden war. Allerdings wollte Zürn in Würzburg nicht nur eine Straße um die Altstadt bauen, sondern auch einen großen Park anlegen, der den „Bischofshut“, wie das alte Stadtzentrum Würzburgs aufgrund seiner Form genannt wird, umschließt. Mit der Planung und Gestaltung der Parkanlage wurde 1880 Jens Person Lindahl, ein schwedischer Landschaftsgärtner, beauftragt. Lindahl war seinerzeit Visionär, ihm schwebte eine Parkanlage im Stile des englischen Landschaftsgartens vor, der natürlicher gestaltet sein sollte als der im Barockstil angelegte Residenzgarten oder der Rokokogarten in Veitshöchheim. Während die streng geometrische Ausrichtung des französisch geprägten Barockgartens die Staatsmacht repräsentieren sollte, verkörperte der englische Landschaftsgarten mit seinen frei wachsenden Bäumen das Ideal des freien Bürgers. Mit seinen innovativen Plänen machte sich Lindahl in Würzburg nicht nur Freunde; in den lokalen Medien wurde er vielfach kritisiert und verspottet sowie als schlechter Organisator und miserabler Finanzplaner verschrien. Tatsächlich hatte Lindahl kühne Pläne: er ließ unter anderem Bäume aus Berlin anliefern und plante sogar im Sanderglacis einen künstlichen, mit Mainwasser gespeisten See inmitten einer eigens aufgeschütteten Hügellandschaft zu errichten. Letztere Idee war dem Würzburger Bürgermeister dann doch zu kostspielig und zu verwegen, weshalb er seinem Landschaftsgärtner einen Riegel vorschob. Durch die Kritik verbittert und von Krankheiten geplagt nahm sich Lindahl 1887 noch vor Vollendung seines Meisterwerks das Leben: er erschoss sich in einem Toilettenhäuschen im Ringpark. Noch heute erinnert am Sanderring gegenüber der Neuen Uni ein Brunnen mit dem Bild Lindahls an den schwedischen Landschaftsgärtner und geistigen Vater des Ringparks.


Bildquelle: http:/doatrip.de 
Seit seiner Errichtung war der Ringpark öfters Bedrohungen von außen ausgesetzt: zu Zeiten des Ersten Weltkrieg wurde überlegt, ihn als Ackerfläche zum Kartoffelanbau umzufunk-tionieren. Während des Dritten Reiches gefährdeten ihn Hitlers Pläne zur „Umgestaltung der Verkehrswege im Rahmen der besonderen städtebaulichen Maßnahmen“; diese Vorschriften wurden schließlich jedoch aufgrund Mangel an Arbeitskraft und finanziellen Mitteln nie umgesetzt. In den 50er und 60er Jahren drohte ein geplanter vierspuriger Straßenausbau die Fläche des Ringparks stark zu dezimieren, was jedoch durch den Würzburger Verschönerungsverein verhindert werden konnte. So blieb der Ringpark den Würzburgern über die Jahrzehnte erhalten und wird dies auch bleiben: 1974 wurde er unter Denkmalschutz gestellt.


Bildquelle: http:/blog-wuerzburg.de
Was ist der Ringpark heute? Eine 27 Hektar große Oase der Erholung mit seinen Grünflächen , Parkbänken und Brunnen, den Ententeichen und den Vogel-Volieren im Kleinen Nizza. Ein Ort, der zu Spaß und Spiel einlädt mit seinen Spielplätzen und den Boccia-Bahnen. Ein bedeutendes Stück Würzburger Geschichte mit seinen zahlreichen Denkmälern. Ein Ort der Erinnerung und des Innehaltens mit dem Kriegerdenkmal. Ein Biotop für heimische und exotische Bäume mit klingenden Namen wie Gurken-Magnolie, Götterbaum, Blutbuche, blaue Stechfichte, Pyramideneiche, Gingko, Schnurbaum und Gleditischie. Der Lebensraum unserer niedlichen Würzburger Ringpark-Kaninchen (in welcher Großstadt trifft man sonst schon morgens beim Joggen im Park Wildkaninchen?). Eine grüne Lunge, die die Luft im Stadtkessel säubert. Ein Stück Lebensqualität für die Würzburger seit nunmehr fast 120 Jahren. Kurzum: das grüne Herz Würzburgs.  

Charlotte Auth

Dienstag, 21. April 2015

Studi- und Kulturticker vom 27.04. bis 03.05. 2015

Theater!

Am Sonntag den 3. Mai wird im Mainfrankentheater Würzburg Georges Bizets legendäre Oper Carmen - dirigiert von Enrico Calesso - aufgeführt. Gesungen wird Sabine Sterkens Inszenierung in französischer Sprache mit deutschem Obertitel. Beginn ist um 19:30 Uhr.

Kunst!

In der VHS Würzburg könnt ihr in der Galerie im ersten Stock Zeichnungen unter dem Thema Ein Dialog über das Lieben und Scheitern des Immigranten Maneis Arab bewundern. Die Ausstellung läuft noch bis 22. Mai.

Vortrag!

Wer sich für die Zukunft des Lesens interessiert kann sich am 27. April um 20 Uhr einen Vortrag zum Thema von Dr. Jörg Maas anhören. Die Veranstaltung des neugegründeten Fördervereins der Stadtbücherei Würzburg findet im Lesecafé der Stadtbücherei Würzburg statt.

Kino!

An diesem Montag gibt's in der Kellerperle etwas für die Literaturbegeisterten. Nach einem kurzen Vorwort wird die Verfilmung eines bekannten literarischen Werkes gezeigt. Beginn ist um 20:30 Uhr, der Eintritt ist frei und Snacks gibt's gratis dazu!

Freitag, 17. April 2015

Studi- und Kulturticker vom 20.04. bis 26.04.2015

Ersti Messe!

Am Montag den 20. April findet um 17 Uhr für unsere neuen Mitstudenten die Ersti Messe statt. Wie jedes Mal hat auch die Max & Julius wieder einen Stand an dem auch ältere Semester sich über unser Tun und Treiben informieren oder gleich bei uns ins Redaktionsteam mit einsteigen können.

Party!

Wer's etwas unkonventioneller mag hat am Freitag den 24. April die Gelegenheit mal richtig abzufeiern. Im Tirili legt DJ Andy Metalsongs von den 80ern bis heute auf. Für Mädels sind der Eintritt und ein Glas Prosecco frei.

Kino!

„Ich glaube, dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.“ Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann geben sich am Sonntag den 26. April im Central Kino mal wieder die Ehre. Der Klassiker Casablanca läuft zwar schon vormittags um 11 ist aber für alle Nichtverkaterten ein nettes Sonntagserlebnis nach dem Frühstück.

SpaWi exzessiv!

Im Rahmen der Ringvorlesung findet am Dienstag um 19:30 Uhr an der Sanderuni ein Vortrag zur Sprachhistorischen Perspektive auf vormoderne Exzesse statt. Nicht nur Professor-Klein-Fans kommen bei diesem außergewöhnlichen Thema auf ihre Kosten.

Dienstag, 31. März 2015

Studi- und Kulturticker vom 06.04. - 12.04.2015

Flohmarkt!

Für alle Trödelfans: Am Samstag den 11. April von 8 bis 16 Uhr könnt ihr wie jedes Jahr zu dieser Zeit auf den Mainwiesen den Flohmarkt besuchen. Die Redaktion wünscht gutes Wetter!

Party!

Kultiges und Abgefahrenes aus 45 Jahren fortschrittlicher Rockmusik gibt es am 11. April ab 21 Uhr im Immerhin auf der Freakshow Idiot Dancing Party.

Theater!

Wer kennt Krieg und Frieden nicht? - das epochale Werk von Leo Tolstoi wird ab dieser Woche am Mainfrankentheater Würzburg inszeniert. Die Premierenvorstellung findet am Samstag um 19:30 Uhr statt.

Musik!

Wer mal wieder Lust auf Jazz hat ist am 8. April in der Kellerperle genau richtig. Dort gibt das BBO - das Björn Becker Oktett - ein Konzert um 19:30 Uhr zum Besten. Bekannte Titel u. a. vom Dave Brubeck werden von den Studenten und Absolventen der Musikhochschule Würzburg im eigenen Stil interpretiert.

Freitag, 27. März 2015

Studi- und Kulturticker vom 30.03. - 05.04.2015

Kunst!

Noch bis zum 30.04. könnt ihr die Ausstellung Ich. Mein Selbst. - Selbstbilder aus psychiatrischen Anstalten,  die vom AK-Stolpersteine organisiert wurde, besuchen. In der kleinen Galerie der Würzburger Residenz sind täglich (außer Montags) von 10 - 13:30 Uhr Bilder aus dem Universitätsklinikum Heidelberg, die zwischen 1880 und 1920 in psychiatrischen Anstalten entstanden zu sehen.

Literatur!

Am 30.03. findet in der Stadtbücherei Würzburg eine Lesung zum Thema Couchsurfing im Iran um 20 Uhr statt. Der Autor Stefan Orth berichtet von seinen Erfahren und Erlebnissen mit Land und Leuten. Der Eintrittspreis beträgt 9 €.

Theater!

Ein echter Klassiker unter den Krimis: Der Schwarze Abt von Edgar Wallace wird noch vom 02. - 11. April im Theater Chambinzky unter der Regie von Matthias Hahn aufgeführt. Beginn ist jeweils um 20 Uhr und Sonntags um 19 Uhr.

Party!

Für alle Fans von Electronic-Swing steigt am 05. und 06. April im Tirili genau die richtige Party. Unter dem Motto Grammophonie: Electro-Swing wird ab 22 Uhr ein buntes Programm geboten. Freien Eintritt gibt's für jeden im Charleston-Outfit.

Donnerstag, 19. März 2015

Studi- und Kulturticker vom 23.03.2015 - 29.03.2015


Frühjahrsvolksfest!

Vom 14.03.15 bis zum 29.03.15 findet auch dieses Jahr wieder das Würzburger Frühjahrsvolksfest auf der Talavera statt. Wer Lust auf eine Maß Bier, Autoscooter und Zuckerwatte hat ist hier genau richtig!

Kunst!

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe 70 Jahre Frieden wird in der Kundenhalle der Sparkasse Mainfranken die Ausstellung Der andere Weg gezeigt. Noch bis 26.03.15 sind dort täglich ab 8.30 Uhr Grafiken jüdischer und arabischer Jugendlicher zu sehen.

Theater!

Für alle, die Beethoven und Musiktheater lieben: Am 28.03.15 wird im Mainfranken Theater Würzburg seine einzige Oper Fidelio aufgeführt. Beginn ist um 19.30 Uhr.

Kino!

Alle Krimifans aufgepasst! Noch vom 23.03.15 bis zum 25.03.15 könnt ihr den neuen Brenner-Krimi Das ewige Leben im Programmkino Central auf Großbildleinwand anschaun.


Dienstag, 10. März 2015

Rezension: "von den beinen zu kurz" am Mainfranken Theater

Die junge Dramatikerin Katja Brunner wagte sich mit ihrem Stück „von den beinen zu kurz“ mit bemerkenswerter Behutsamkeit an ein sensibles Thema: Sexuellen Missbrauch. Das Mainfranken Theater hat das Drama, welches sie mit gerade einmal 18 Jahren verfasste, nun in Würzburg auf die Bühne gebracht.

Vater, Mutter, Kind. Eine beschauliche Idylle. Und ein unverhofftes Glück – schließlich hatte das junge Ehepaar schon geglaubt, keine Kinder bekommen zu können. Die Geburt der Tochter erschien da beinahe als Wunder. Vor allem der Vater nimmt sich Zeit für das kleine Mädchen, teilt ihre Begeisterung für exotische Tiere, geht mit ihr in den Zoo, nimmt sie mit zum Wandern.
Als bei der Kleinen ein Scheidenpilz diagnostiziert wird, fängt die Fassade zwar an zu bröckeln, doch die Umwelt wie auch die Mutter ziehen es vor, die Augen vor der Wahrheit zu verschließen. Und so muss das Mädchen noch jahrelang den Missbrauch durch seinen Vater erdulden. Bis es zur Katastrophe kommt, ebenso überraschend wie unausweichlich.



Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen: Der ganz normale Familienalltag


Die Dramaturgin Wiebke Melle betont im Gespräch mit Max & Julius die Herausforderung wie auch den künstlerischen Mehrwert dieses Stücks. Schließlich konzentriert sich die Handlung vollkommen auf die drei Kernfiguren, welche allesamt durch weibliche Akteure verkörpert werden. „Die Perspektive wechselt ständig. Es ist spannend, wie das Publikum darauf reagiert.“ Tatsächlich macht es gerade dieser beständige Rollenwechsel dem Zuschauer denkbar schwierig, sich eine Meinung zu bilden in diesem undurchsichtigen Spiel mit Macht und Angst. Auch die Figuren selbst agieren unsicher über die eigenen Positionen, wankend in ihrer eigenen Selbstauffassung. Nicht nur der Vater versucht, sein Handeln zu rechtfertigen, seine Frau befindet sich im beständigen Zwiespalt zwischen Mutterliebe und Eifersucht gegen ihre Tochter und auch das Opfer verteidigt ihren Peiniger gegen die stummen Anschuldigungen des Publikums. Mit fast erschreckender Leichtigkeit gelingt den drei eindrucksvoll agierenden Darstellerinnen die rasche Übernahme der anderen Rollen. Gerade durch den Einblick in den normalen Familienalltag, wie er ganz selbstverständlich neben dem Missbrauch der Tochter stattfindet, wirkt das Szenario ebenso unheimlich wie realistisch. Wiebke Melle ist überzeugt, dass der Kunst mit diesem Stück gelingt, wozu Debatten und Diskussionen nur langsam fähig sind – die Wahrnehmung für sexuellen Missbrauch zu schärfen und den Umgang mit diesem Thema zu sensibilisieren.
„von den beinen zu kurz“ ist ein dunkles, beklemmendes Stück, dessen Wortgewalt gerade angesichts des jungen Alters der Autorin seinen Zuschauern die Sprache verschlagen muss.

Weitere Termine: 11.3., 25.3., 17.4. und 10.5. um jeweils 20 Uhr

Text: Katharina Stahl
Bild: Mainfranken Theater Würzburg

Studi- und Kulturticker vom 11. bis 15. März 2015

Würzburg ist bunt!

Am Samstag, den 14. März, gilt es, Farbe zu bekennen für ein weltoffenes Würzburg. Um 14 Uhr startet am Bahnhof eine Demo, welche sich gegen die jüngsten ausländerfeindlichen Aufmärsche stellen möchte. Um 15 Uhr schließlich wird die große Abschlusskundgebung am Domplatz stattfinden - mit Ur-Würzburger Erwin Pelzig als wortgewandtem Stargast.

Kunst!

Am Sonntag, den 15. März, dürfen sich Kunstfreunde auf eine Führung der besonderen Art freuen. Im Martin von Wagner-Museum erklärt Alexander Schubert die Beziehung zwischen Malerei und Naturwissenschaft. Die Veranstaltung beginnt um 11 Uhr.


Ebenfalls am Sonntag, den 15. März, steht die Posthalle ganz im Zeichen von Kunst und Kultur. Ab 13 Uhr erhalten Interessierte nicht nur Einblick in die Arbeit der freien Würzburger Kulturschaffenden, sondern können auch Musik, Tanz und Slams auf offener Bühne genießen.

Party!

Am Freitag, den 13. März, bekommt die Posthalle Besuch aus Berlin. Die "dummen Jungs" bieten Elektrokultur vom Feinsten und bieten allen Studis eine mehr als willkommene Gelegenheit, ihre Semesterferien zu befeiern. Los geht's um 22 Uhr.

Dienstag, 3. März 2015

Studi- und Kulturticker vom 3. bis 8. März 2015

Theater!

Das Theater Ensemble zeigt mit "Einer flog übers Kuckucksnest" einen echten Klassiker der Moderne - und eine bitterböse Satire auf alle totalitären Systeme dieser Welt, im Großen wie im Kleinen. Die nächste Vorstellung findet am Donnerstag, den 5. März 2015, um 20 Uhr statt.

Schaffe schaffe, Hausarbeitle schreibe!

Erstis aufgepasst! Am Donnerstag, den 5. März 2015, lädt die Unibibliothek im Rahmen verschiedener Workshops zur "Langen Nacht des Schreibens". Ihr habt Gelegenheit, all eure Fragen über die richtige Recherche, die Quellenarbeit oder das Formatieren eurer ersten Hausarbeit zu stellen. Danach ist euch eure 1,0 so gut wie sicher. Los geht's um 16 Uhr, Nachteulen können sich noch um 23 Uhr einfinden.

Kino!

"Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!" Das forderten britische Fabrikarbeiterinnen schon in den 60er Jahren. Bis heute wurden viele ihrer Forderungen nicht erfüllt. Dennoch haben diese Frauen die weibliche Emanzipation entscheidend mitbestimmt und vorangetrieben. Regisseur Nigel Cole hat nun einen ausdrucksstarken wie humorvollen Film über sie gemacht. Das Central zeigt "We want Sex" am Sonntag, den 8. März 2015, um 11 Uhr.

Flohmarkt!

Wer am Sonntag, den 8. März 2015, Lust auf Shopping hat - kein Problem! Euch ist der Fashion-Flohmarkt in der Posthalle empfohlen. Sowohl die Damen als auch die Herren der Schöpfung finden sicher ein schönes, (fast) neues Stück für den heimischen Kleiderschrank. Außerdem locken Kaffee und Kuchen! Los geht's um 14 Uhr.

Dienstag, 24. Februar 2015

"Kein Mensch ist illegal!" - Das Thema Asyl in Würzburg

Seit Wochen und Monaten verschlimmert sich die Lage der Menschen in den Krisengebieten im Osten. Noch nie zuvor waren so viele Menschen gleichzeitig auf der Flucht. Früher war Afghanistan das Hauptauswanderungsland, derzeit eskaliert die Situation rund um Syrien. Immer mehr müssen fliehen, haben keinen Ausweg und blicken einem ungewissen Weg entgegen, der oft in Bayern und dann hier in Würzburg endet.

 Wenn diese Menschen mit ihrem bisschen Gepäck hier ankommen, werden sie zunächst in den zentralen Auffanglagern in München und Zirndorf bei Nürnberg untergebracht. Wenn die rechtlichen Fragen geklärt sind, ist Anlaufpunkt hier bei uns die Gemeinschaftsunterkunft (GU) in Würzburg. Dazu gehören zum Beispiel regelmäßige Mahlzeiten oder Hilfe bei der Kindererziehung. Doch die Plätze reichen nicht aus, um allen einen Platz bieten zu können. Deswegen gibt es neben der Stadt noch weitere Institutionen, die sich um Fliehende kümmern.
Gelebtes Engagement für Flüchtlinge

 Ann-Kathrin, die Political and Social Studies mit öffentlichem Recht als Nebenfach studiert, sagt: „Die kirchliche Hochschulgemeinde (KHG) bietet die beste Möglichkeit in Würzburg, für und mit Flüchtlingen zu arbeiten.“ Die 22-jährige ist festes Mitglied des Asyl-Arbeitskreis (AK Asyl). Hier wird Flüchtlingen ein umfangreiches Programm geboten. Es gibt sogenannte Teekreise mit gemeinsamen Beisammensein oder Spieletreffen mit Kindern. Sehr gerne werden auch die Deutschkurse, geleitet von Studenten, besucht. Die betroffene Maysun (26) nimmt beispielsweise regelmäßig am Theaterkurs teil, wo Einheimische und Asylanten zusammen auf der Bühne stehen. Ann-Kathrin ruft alle auf, toleranter zu werden. Sie verweist auf den Grundsatzartikel 16: „Jeder politisch Verfolgte hat Rechte!“ Deswegen werden auch immer wieder Vortragsabende in Würzburg organisiert, die darauf aufmerksam machen sollen, dass es inner- wie außerhalb der Stadtmauern Menschen gibt, die in eine aussichtslose Situation blicken. „Dessen muss man sich bewusst werden!“
Auch Stephan Rinke kümmert sich mit Haut und Haaren um Menschen, denen es nicht so gut geht. Vor acht Monaten hat er das Integrationsprojekt „Sport ohne Grenzen“ ins Leben gerufen – speziell für Asylbewerber, die sich bei der körperlichen Betätigung als vollwertiges Mitglied des Teams fühlen dürfen. Großen Erfolg hatte dieses Projekt in der kurzen Zeit: So wurde zum Beispiel eine Ausnahme der Residenzpflicht für Footballspieler Madiama Diop erkämpft, sodass er auch zu Spielen außerhalb Unterfrankens fahren konnte. Außerdem setzt sich Rinke dafür ein, dass Asylbewerber arbeiten können. Er betont, wie sehr sich diese Menschen nach einer Tätigkeit sehnen. Unter ihnen sind zum Beispiel Schuhmacher oder Steinmetze. „Natürlich kann ich nicht für alle sprechen. Doch die, die ich kennen lernen durfte, wollen mit anpacken!“, macht er klar.

Begeisterten mit orientalischer Küche: Saian (Irak), Yosef Mardini (Syrien), Ahmed (Irak)

Was läuft falsch in Bayern?

„Es ist am einfachsten, nichts zu machen. Aber etwas zu machen, ist auch nicht so schwer“, erklärt Rinke am Vortragsabend zum Thema „Kein Mensch ist illegal“. An diesem Tag haben Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und aus Nigeria Spezialitäten aus ihren Heimatländern gekocht. Mehr als zehn Tische waren an diesem Länderabend gefüllt. Die Köstlichkeiten aus fernen Ländern kamen super an. Im Anschluss folgte der eigentliche Höhepunkt des Abends: Ein kurzer Vortrag sowie eine Diskussionsrunde mit Alexander Thal vom bayerischen Flüchtlingsrat. „Was macht Bayern im Gegensatz zum Rest Deutschlands falsch, dass wir hier nicht mit der großen Zuwandererwelle zurechtkommen?“ war nur eine von vielen Fragen.

 Thal führt aus, man hätte einfach zu lange die Fakten übersehen. Seit 2007 mit 20 000 Flüchtlingen steigen die Zahlen stetig. So waren es 2013 um die 110 000 Menschen. Dieses Jahr sind etwa 200 000 Zuwanderer in Bayern angekommen. Doch Bayern habe zu spät gehandelt, sodass jetzt nicht genug Platz da ist. Jetzt würden die Landkreise einfach alles anmieten, egal ob gut oder schlecht. „Die Praxis ist dermaßen unflexibel! Kein anderes Bundesland hat diese Probleme.“ Das Fatale: Ein Asylant in der GU kostet die Stadt etwa 450 €, wenn er allerdings eine dezentrale Unterkunft (heißt außerhalb der Stadt angemietet, z.B. Wohnung, Turnhallen usw.) bekommt, können sich die Kosten pro Person auf über 1000 € belaufen. „Für dieses Geld bekommt man locker auch eine schöne Wohnung bezahlt statt einer Bruchbude.“ Der Abend hat klar gezeigt, wie viel für das Thema „Asyl“ gemacht werden muss. Deswegen freut sich der Asyl-AK immer über neue Mitglieder, auch Spenden sind herzlich willkommen. Außerdem läuft noch bis zum 31. Mai 2015 eine Unterschriftensammlung an Bundeskanzlerin Angela Merkel unter der Überschrift „SOS Europa: Erst Menschen, dann Grenzen schützen“, um die Einreisebedingungen zu verbessern.
 
Sabrina Unglaube & Laura Artinger

Studi- und Kulturticker vom 24. Februar bis 1. März 2015

Konzert!

Garantiert schmerzhaft ehrlichen Rap setzt es am Donnerstag, den 23. Februar 2015 im Cairo. Die Antilopen Gang zeigt ganz offen ihre "Aversion" gegen die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten. Die Karte kostet 13 Euro, los geht's um 20 Uhr.


Fremdsprachiges Theater!

Freunde der italienischen Kultur aufgepasst! Das teatro in cerca präsentiert im Chambinzky mal wieder eine federleichte Komödie - selbstverständlich in der schönsten Sprache südlich der Alpen. Am Freitag, den 27. Februar, geht es um 20 Uhr los.

Poetry Slam!

Wer es etwas zarter mag, dem sei der Poetry Slam in der Posthalle am Sonntag, den 1. März 2015 empfohlen. Statt einem festen Programm gibt es eine offene Liste. Angehende Poeten sind allerherzlichst ermuntert, ihre eigenen Texte vorzutragen! Beginn ist alternativ zum Tatort um 20.15 Uhr.


Tatort!

Wo wir schon dabei sind - im Muck können Tatort-Fans den sonntäglichen Krimi in gemütlicher Runde unter viel Studentenvolk konsumieren. Und nebenbei noch ein leckeres Abendessen. Vorab zu reservieren lohnt sich!

Dienstag, 17. Februar 2015

Studi- und Kulturticker vom 17. bis 22. Februar 2015

Theater!

Mit "Eyes Wide Shut" schaffte es Schnitzlers Novelle nach Hollywood. In der Theaterwerkstatt kann man das spannende Schauspiel um Schein und Sein endlich wieder in Würzburg erleben. Am Mittwoch, den 18. Februar 2015, beginnt die Vorstellung um 20 Uhr.

Konzert!

Ein Musikerlebnis der besonderen Art erwartet euch am Donnerstag, den 19. Februar 2015, in der Kellerperle. Schließlich gibt sich Andreas Kümmert zu "Perlen unplugged" die Ehre! Los geht's um 20 Uhr.

Kool Savas-Fans aufgepasst! Der "King of Rap" kommt am Samstag, den 21. Februar 2015, in die Posthalle. Das Konzert beginnt um 20 Uhr. Eine Karte kostet 30 Euro.

Party!

So richtig das Borstentier rauslassen könnt ihr am Samstag, den 21. Februar 2015, ab 21.30 Uhr im Zauberberg. Dann heißt es "Old School, Baby!" - und setzt eine gehörige Portion House und Hip Hop.



Freitag, 13. Februar 2015

Wertvolle Tipps vom Mentor

Unterstützung beim Übergang vom Studium in den Beruf bietet das Mentoring-Programm des Alumni-Büros. Die nächste Staffel startet am 11. April. Wilma Hahn, Absolventin des Studiengangs Funktionswerkstoffe, empfiehlt das Programm weiter.

Studierende, die sich auf den Berufseintritt vorbereiten oder berufspraktische Einblicke aus erster Hand gewinnen wollen, können an der Uni Würzburg an einem Mentoring-Programm teilnehmen, das vom Alumnibüro und dem Career Service organisiert wird. Darin bekommen die Studierenden ehrenamtlich Unterstützung von Ehemaligen der Uni, die schon im Berufsleben stehen. Sie erhalten Hilfe bei der Praktikumsplatzsuche, bei der Kontaktvermittlung und richtungsweisenden Fragen. Die Teilnahme ist kostenlos.

Berufseinstieg: Alumni als Partner

Wilma Hahn hat 2014 als junge Absolventin am Mentoring-Programm teilgenommen. Und das mit Erfolg: Seit Mitte Januar arbeitet die Absolventin des Studiengangs Funktionswerkstoffe beim Süddeutschen Kunststoffzentrum in der Produktprüfung. Die Stelle dort hat sie mit Unterstützung ihres Mentors Stefan Dilsky gefunden. Der Chemie-Alumnus ist seit 2006 in der chemischen Industrie tätig, derzeit bei einer Firma mit Hauptsitz in Schottland. Stefan Dilsky hat als Berufseinsteiger selbst vom Mentoring profitiert und engagiert sich deshalb nun ehrenamtlich als Mentor an seiner ehemaligen Uni.

Das Mentoring-Tandem Wilma Hahn und Stefan Dilsky
Michaela Thiel, Leiterin des Alumni-Büros, wählt bei jeder Mentoring - Staffel zueinander passende „Mentoring-Tandems“ aus. Bei einer Auftaktveranstaltung können die Tandems feststellen, ob neben dem fachlichen auch „die Chemie“ stimmt. Erst dann entscheiden sie, ob sie das Tandem in dieser Konstellation starten möchten. Wie oft sie am Ende miteinander telefonieren, mailen oder sich treffen, entscheiden die Tandempartner ebenfalls selbst. „Das Mentoring steht übrigens nicht nur Studierenden offen“, sagt Michaela Thiel. Absolventen und Doktoranden seien genauso willkommen.

Wie Wilma vom Mentoring profitiert hat

Das Fazit der Absolventin? Sie bewertet die Mentoring-Erfahrung als sehr gut und kann das Programm jederzeit weiterempfehlen, wie sie sagt: „Er hat mir Dinge aufgezeigt, an die ich nicht sofort gedacht hätte - zum Beispiel Hinweise auf kleinere, nicht so bekannte Unternehmen der Chemiebranche, die aber zum Mittelstand gehören“. Das Alumni-Büro startet seine nächste Mentoring-Staffel mit einem kick-off am Samstag, 11. April 2015. Interessierte können sich ab sofort auf der Alumni-Homepage dafür registrieren.

Zur Homepage des Mentoring-Programms im Alumni-Büro:
www.alumni.uni-wuerzburg.de/mentoring

Text: Sabine Nebl
Bild: Robert Emmerich

Samstag, 7. Februar 2015

Ein Recht zur unbequemen Meinung

I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it“, schrieb Evelyn Beatrice Hall in ihrer Biographie über Voltaire und deutet dabei bereits die Schwierigkeiten, die mit der freien Äußerung des eigenen Standpunkts verbunden sind, an: Das ambivalente Verhältnis zwischen Redefreiheit und Political Correctness.

 Die eigene Feigheit, Angepasstheit und die Angst vor gesellschaftlicher Ausgrenzung stehen der Verwirklichung des Rechts eines jeden Einzelnen auf freie Meinungsäußerung allzu oft im Wege. Viele Vorstöße finden ihren Anfang an den Universitäten, wo Bildung und jugendliches Engagement die Grenzen von politischer Korrektheit und gesellschaftlicher Einheitsmeinung verschwimmen lassen und aufbrechen. Dabei haben studentische Bewegungen, früher und heute, viel für den Pluralismus geleistet.

Der Dichter Georg Büchner
 
„Friede den Hütten, Krieg den Palästen!“

 Soziale Missstände waren bereits zu Georg Büchners Zeiten eines der Themen, mit denen sich die kritische Studentenschaft am vehementesten auseinandersetzte und es hat bis heute nichts an seiner Aktualität verloren. Mit seiner politischen Flugschrift „Der Hessische Landbote“ prangerte der Dichter des Vormärz die Ungleichheit seiner Zeit wirkungsvoll an. Dieses hohe Maß an Courage bezahlte Georg Büchner mit dem Gang ins Exil. Viele andere, wie Sophie und Hans Scholl ließen für ihren selbstlosen Einsatz gegen die Verbrechen des NS-Regimes ihr Leben. Damit steht das Geschwisterpaar bis heute als Sinnbild für den Kampf gegen Unterdrückung und staatliche Bevormundung. Mehrere Jahrzehnte später lehnten sich US-amerikanische Studenten gegen staatliche Beschränkungen auf und formierten sich in der Free-Speech-Bewegung, die sich vor allem für freie Rede und freie Forschung einsetzte. Kurz darauf schwappte die revolutionäre Bewegung auch auf Westdeutschland, in Gestalt einer universalkritischen Idee gegen die „Herrschaft von Menschen über Menschen“, über. Bei weitem nicht alle Studenten konnten ihre Interessen so frei artikulieren wie die 68er. Das chinesische Militär zerschlug 1989 einen prodemokratischen Studentenaufstand – dies geschah paradoxerweise am Platz am Tor des himmlischen Friedens.

Es gibt noch viel zu tun!

Auch heute gibt es noch gute Gründe, wie die aktuellen Ereignisse in Hongkong zeigen, für die Studenten weltweit auf die Straße gehen und Karriere, Freiheit oder Leben aufs Spiel setzen. Der Hintergrund des derzeitigen Aufstandes ist ein Beschluss des Nationalen Volkskongresses der chinesischen Regierung, bei den kommenden Wahlen 2017 für die Sonderverwaltungszone Hongkong nur von der Kommunistischen Partei vorausgewählte Kandidaten zuzulassen. Hierbei geht es Peking darum, regimekritischen Anwärtern den Zugang zu relevanten politischen Ämtern zu versperren. Neben der Forderung nach freien Wahlen und mehr Demokratie setzen sich die Demonstranten außerdem für eine Beibehaltung des weitgehend neutralen Bildungswesens in der ehemaligen britischen Kronkolonie ein, frei von der Propaganda der Kommunistischen Partei.

Noch drastischer zeigen sich im Augenblick die Auseinandersetzungen mit der Staatsgewalt in Mexiko. Was als friedliche politische Demonstration gegen einen Lokalbürgermeister und seine kriminellen Machenschaften begann, endete in einem Blutbad. 43 Studenten verschwanden darauf spurlos und es ist anzunehmen, dass die meisten von ihnen exekutiert und anschließend verbrannt wurden. Die Trägheit und Untätigkeit der polizeilichen Ermittlungsbehörden sowie die Verflochtenheit der Politik mit der organisierten Kriminalität führen zu Massenprotesten und Stigmatisierungen der mexikanischen Studentenschaft.


2008 demonstrierten viele Studenten gegen Studiengebühren
Trotz vielfältiger Möglichkeiten der studentischen Meinungsäußerung und Partizipation in Form von Arbeitskreisen, politischen Hochschulgruppen, Fachschaften, Hochschulmedien und Diskussionsveranstaltungen, ist das politische Interesse der deutschen Studenten heutzutage eher rückläufig. Dies belegen unter anderem eine Studie der Universität Konstanz sowie alarmierend niedrige Beteiligungen an den Hochschulwahlen. Aktivität findet man zurzeit eher bei Themen, die die Belange der Studenten direkt betreffen, wie zum Beispiel der lange Kampf um die Abschaffung der Studiengebühren.  Sind soziale Missstände nur noch ein Anliegen weniger Engagierter und alternativer Randgruppen oder schlummert auch im modernen, angepassten Studenten von heute ein kleiner Georg Büchner?

Text: Lisa Knaup & Carina Peter
Bilder: wikimedia commons ; Martin Knorr / jugendfotos.de