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Ein untrügliches Zeichen, dass der Sommer im Kommen ist: die
Würzburger bevölkern wieder die Wiesen und Wege der grünen Chill-out-area Würzburgs,
des Ringparks. Ob zum Herumlümmeln im Gras, Slacken, auf einer Parkbank Lesen,
für den sonntäglichen Spaziergang oder eine Runde Schaukeln, um die Seele mal baumeln
zu lassen und ein Fleckchen Natur im Herzen der Stadt zu genießen: welcher Ort
eignet sich dazu besser als der grüne Gürtel rund um den historischen Stadtkern
Würzburgs? Doch wie kam Würzburg eigentlich zu dieser einzigartigen Parkanlage?
Ein kleiner Blick in die Geschichte des Ringparks.
Der Ringpark in seiner heutigen Ausdehnung, wurde vor über hundert Jahren, genauer gesagt
1896 fertiggestellt, die Prachtanlage „Klein Nizza“ wurde 1900 vollendet. Bei
einem Besuch des damaligen Würzburger Bürgermeisters Georg von Zürn in Wien
inspirierte sich jener an der Ringstraße, die dort nach Abbau der
Befestigungsanlagen um die innere Stadt errichtet worden war. Allerdings wollte
Zürn in Würzburg nicht nur eine Straße um die Altstadt bauen, sondern auch
einen großen Park anlegen, der den „Bischofshut“, wie das alte Stadtzentrum
Würzburgs aufgrund seiner Form genannt wird, umschließt. Mit der Planung und Gestaltung
der Parkanlage wurde 1880 Jens Person Lindahl, ein schwedischer
Landschaftsgärtner, beauftragt. Lindahl war seinerzeit Visionär, ihm schwebte
eine Parkanlage im Stile des englischen Landschaftsgartens vor, der natürlicher
gestaltet sein sollte als der im Barockstil angelegte Residenzgarten oder der
Rokokogarten in Veitshöchheim. Während die streng geometrische Ausrichtung des
französisch geprägten Barockgartens die Staatsmacht repräsentieren sollte,
verkörperte der englische Landschaftsgarten mit seinen frei wachsenden Bäumen
das Ideal des freien Bürgers. Mit seinen innovativen Plänen machte sich Lindahl
in Würzburg nicht nur Freunde; in den lokalen Medien wurde er vielfach
kritisiert und verspottet sowie als schlechter Organisator und miserabler Finanzplaner
verschrien. Tatsächlich hatte Lindahl kühne Pläne: er ließ unter anderem Bäume
aus Berlin anliefern und plante sogar im Sanderglacis einen künstlichen, mit
Mainwasser gespeisten See inmitten einer eigens aufgeschütteten Hügellandschaft
zu errichten. Letztere Idee war dem Würzburger Bürgermeister dann doch zu
kostspielig und zu verwegen, weshalb er seinem Landschaftsgärtner einen Riegel
vorschob. Durch die Kritik verbittert und von Krankheiten geplagt nahm sich
Lindahl 1887 noch vor Vollendung seines Meisterwerks das Leben: er erschoss
sich in einem Toilettenhäuschen im Ringpark. Noch heute erinnert am Sanderring
gegenüber der Neuen Uni ein Brunnen mit dem Bild Lindahls an den schwedischen
Landschaftsgärtner und geistigen Vater des Ringparks.
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Seit seiner Errichtung war der Ringpark öfters Bedrohungen
von außen ausgesetzt: zu Zeiten des Ersten Weltkrieg wurde überlegt, ihn als Ackerfläche
zum Kartoffelanbau umzufunk-tionieren. Während des Dritten Reiches gefährdeten ihn
Hitlers Pläne zur „Umgestaltung der Verkehrswege im Rahmen der besonderen
städtebaulichen Maßnahmen“; diese Vorschriften wurden schließlich jedoch
aufgrund Mangel an Arbeitskraft und finanziellen Mitteln nie umgesetzt. In den
50er und 60er Jahren drohte ein geplanter vierspuriger Straßenausbau die Fläche
des Ringparks stark zu dezimieren, was jedoch durch den Würzburger
Verschönerungsverein verhindert werden konnte. So blieb der Ringpark den
Würzburgern über die Jahrzehnte erhalten und wird dies auch bleiben: 1974 wurde
er unter Denkmalschutz gestellt.
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Bildquelle: http:/blog-wuerzburg.de |
Was ist der Ringpark heute? Eine 27 Hektar große Oase der
Erholung mit seinen Grünflächen , Parkbänken und Brunnen, den Ententeichen und
den Vogel-Volieren im Kleinen Nizza. Ein Ort, der zu Spaß und Spiel einlädt mit
seinen Spielplätzen und den Boccia-Bahnen. Ein bedeutendes Stück Würzburger
Geschichte mit seinen zahlreichen Denkmälern. Ein Ort der Erinnerung und des
Innehaltens mit dem Kriegerdenkmal. Ein Biotop für heimische und exotische
Bäume mit klingenden Namen wie Gurken-Magnolie, Götterbaum, Blutbuche, blaue
Stechfichte, Pyramideneiche, Gingko, Schnurbaum und Gleditischie. Der
Lebensraum unserer niedlichen Würzburger Ringpark-Kaninchen (in welcher Großstadt
trifft man sonst schon morgens beim Joggen im Park Wildkaninchen?). Eine grüne
Lunge, die die Luft im Stadtkessel säubert. Ein Stück Lebensqualität für die Würzburger
seit nunmehr fast 120 Jahren. Kurzum: das grüne Herz Würzburgs.
Charlotte Auth
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