Dienstag, 5. Mai 2015

Grün rund um die Altstadt – der Ringpark


Bildquelle: http:/wikimapia.org

Ein untrügliches Zeichen, dass der Sommer im Kommen ist: die Würzburger bevölkern wieder die Wiesen und Wege der grünen Chill-out-area Würzburgs, des Ringparks. Ob zum Herumlümmeln im Gras, Slacken, auf einer Parkbank Lesen, für den sonntäglichen Spaziergang oder eine Runde Schaukeln, um die Seele mal baumeln zu lassen und ein Fleckchen Natur im Herzen der Stadt zu genießen: welcher Ort eignet sich dazu besser als der grüne Gürtel rund um den historischen Stadtkern Würzburgs? Doch wie kam Würzburg eigentlich zu dieser einzigartigen Parkanlage? Ein kleiner Blick in die Geschichte des Ringparks.



Der Ringpark in seiner heutigen Ausdehnung,  wurde vor über hundert Jahren, genauer gesagt 1896 fertiggestellt, die Prachtanlage „Klein Nizza“ wurde 1900 vollendet. Bei einem Besuch des damaligen Würzburger Bürgermeisters Georg von Zürn in Wien inspirierte sich jener an der Ringstraße, die dort nach Abbau der Befestigungsanlagen um die innere Stadt errichtet worden war. Allerdings wollte Zürn in Würzburg nicht nur eine Straße um die Altstadt bauen, sondern auch einen großen Park anlegen, der den „Bischofshut“, wie das alte Stadtzentrum Würzburgs aufgrund seiner Form genannt wird, umschließt. Mit der Planung und Gestaltung der Parkanlage wurde 1880 Jens Person Lindahl, ein schwedischer Landschaftsgärtner, beauftragt. Lindahl war seinerzeit Visionär, ihm schwebte eine Parkanlage im Stile des englischen Landschaftsgartens vor, der natürlicher gestaltet sein sollte als der im Barockstil angelegte Residenzgarten oder der Rokokogarten in Veitshöchheim. Während die streng geometrische Ausrichtung des französisch geprägten Barockgartens die Staatsmacht repräsentieren sollte, verkörperte der englische Landschaftsgarten mit seinen frei wachsenden Bäumen das Ideal des freien Bürgers. Mit seinen innovativen Plänen machte sich Lindahl in Würzburg nicht nur Freunde; in den lokalen Medien wurde er vielfach kritisiert und verspottet sowie als schlechter Organisator und miserabler Finanzplaner verschrien. Tatsächlich hatte Lindahl kühne Pläne: er ließ unter anderem Bäume aus Berlin anliefern und plante sogar im Sanderglacis einen künstlichen, mit Mainwasser gespeisten See inmitten einer eigens aufgeschütteten Hügellandschaft zu errichten. Letztere Idee war dem Würzburger Bürgermeister dann doch zu kostspielig und zu verwegen, weshalb er seinem Landschaftsgärtner einen Riegel vorschob. Durch die Kritik verbittert und von Krankheiten geplagt nahm sich Lindahl 1887 noch vor Vollendung seines Meisterwerks das Leben: er erschoss sich in einem Toilettenhäuschen im Ringpark. Noch heute erinnert am Sanderring gegenüber der Neuen Uni ein Brunnen mit dem Bild Lindahls an den schwedischen Landschaftsgärtner und geistigen Vater des Ringparks.


Bildquelle: http:/doatrip.de 
Seit seiner Errichtung war der Ringpark öfters Bedrohungen von außen ausgesetzt: zu Zeiten des Ersten Weltkrieg wurde überlegt, ihn als Ackerfläche zum Kartoffelanbau umzufunk-tionieren. Während des Dritten Reiches gefährdeten ihn Hitlers Pläne zur „Umgestaltung der Verkehrswege im Rahmen der besonderen städtebaulichen Maßnahmen“; diese Vorschriften wurden schließlich jedoch aufgrund Mangel an Arbeitskraft und finanziellen Mitteln nie umgesetzt. In den 50er und 60er Jahren drohte ein geplanter vierspuriger Straßenausbau die Fläche des Ringparks stark zu dezimieren, was jedoch durch den Würzburger Verschönerungsverein verhindert werden konnte. So blieb der Ringpark den Würzburgern über die Jahrzehnte erhalten und wird dies auch bleiben: 1974 wurde er unter Denkmalschutz gestellt.


Bildquelle: http:/blog-wuerzburg.de
Was ist der Ringpark heute? Eine 27 Hektar große Oase der Erholung mit seinen Grünflächen , Parkbänken und Brunnen, den Ententeichen und den Vogel-Volieren im Kleinen Nizza. Ein Ort, der zu Spaß und Spiel einlädt mit seinen Spielplätzen und den Boccia-Bahnen. Ein bedeutendes Stück Würzburger Geschichte mit seinen zahlreichen Denkmälern. Ein Ort der Erinnerung und des Innehaltens mit dem Kriegerdenkmal. Ein Biotop für heimische und exotische Bäume mit klingenden Namen wie Gurken-Magnolie, Götterbaum, Blutbuche, blaue Stechfichte, Pyramideneiche, Gingko, Schnurbaum und Gleditischie. Der Lebensraum unserer niedlichen Würzburger Ringpark-Kaninchen (in welcher Großstadt trifft man sonst schon morgens beim Joggen im Park Wildkaninchen?). Eine grüne Lunge, die die Luft im Stadtkessel säubert. Ein Stück Lebensqualität für die Würzburger seit nunmehr fast 120 Jahren. Kurzum: das grüne Herz Würzburgs.  

Charlotte Auth

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