Die Inkarnation des Laissez-faire : Das Café
Für das Wort Laissez-faire gibt es im Deutschen wohl keine Übersetzung. Was
damit gemeint ist, weiß aber jeder. Die einzigen, bei denen man sicher sein
kann, nicht vor verschlossenen Türen zu stehen, sind die Supermarkt-Ketten zu
ihren Öffnungszeiten. Einige haben sogar bis 22 Uhr oder sonntags
geöffnet. Cafés, die Laut ihrer
Öffnungszeiten von 9 bis 20 Uhr offen haben, sollte man das nicht so einfach
abnehmen. Es kann schon mal vorkommen, dass man mittags um vier nicht
reingelassen wird, weil der Inhaber schnell mal weg zum Einkaufen muss. Die
Art, sich wie in Frankreich ins Café zu setzten, ist – wenn auch nicht in
derart ausgeprägter Form - in
Deutschland angekommen. Was man in deutschen Cafés aber noch selten sieht, sind
Menschen, die sich alleine für einen kurzen Espresso ins Kaffeehaus setzen, um
zum Beispiel die Zeitung zu studieren. Alleine ins Café zu gehen gehört wohl
nicht zur deutschen Kultur. Die Gemütlichkeit eines französischen Cafés
spiegelt sich in der Gesellschaft wieder. Komm ich heut nicht, komm ich morgen,
so könnte man im Allgemeinen die Einstellung ausdrücken. Angelegenheiten aller
Art werden nicht für wichtig genommen. Man ist entspannt. „Das hat doch Zeit!“
– sollte man sich hier öfter sagen, um selbst nicht in die Bredouille zu kommen,
spielen die andern nicht so mit wie
gedacht. Will man hier was erledigt wissen, sollte man für den geplanten
Zeitraum eine größere Kulanz einrechnen.
Laissez-faire wird in der französischen Kultur großgeschrieben |
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