Prof. Klaus Schilling, Inhaber des Lehrstuhls Informatik VII für Robotik und Telematik, ist seit rund 25 Jahren mit dem Projekt um die Raumsonde Rosetta verbunden. Anhand zahlreicher Aufnahmen brachte er den weltraumneugierigen Zuhörern auf anschauliche Art und Weise den Ablauf und die Ziele dieser Mission näher; samt den Stolperfallen, die die Weltraumtechnik bis dahin zu umschiffen hatte.
Seit 2004 ist Rosetta nun im All unterwegs und hat auf ihrer Reise mit einigen Himmelskörpern wie den Asteroiden Šteins und Lutetia Bekanntschaft gemacht. Im August 2014 näherte sie sich dann ihrem eigentlichen Ziel, dem Kometen mit dem klingenden Namen 67P/Tschurjumov-Gerassimenko, Spitzname Tschuri, an. Am 12. November war es schließlich so weit – Rosetta trennte sich von ihrem Lander Philae, der nach siebenstündigem Flug durch das Nichts auf einer zuvor berechneten Stelle landen und sich auf seinen drei Beinen stehend mithilfe von Harpunen und Eisschrauben im Kometen verankern sollte. Sollte – denn nach seinem ersten Kontakt mit 67P/Tschurjumov-Gerassimenko an der angepeilten Stelle prallte Philae wieder ab, anstatt sich an Ort und Stelle in den Kometen hineinzukrallen. Es stellte sich heraus, dass die Anpress-Rückstoßgasdüse nicht funktioniert hatte und die Harpunen nicht ausgefahren wurden. Nach dem ersten Aufprall, bei dem Philae etwa 1000 Meter zurück ins All geschleudert wurde, kam der Lander an einem zweiten Ort fern des geplanten Landeplatzes zum Stehen. Diesmal standen jedoch nur zwei seiner Beine auf dem Boden, das dritte ragte in die Luft. Nach einem weiteren Satz von circa 20 Metern Höhe kam er schließlich – alle guten Dinge sind drei – an einer dritten Stelle, etwa einen Kilometer von der ursprünglich ausgewählten Landestelle entfernt, endgültig zum Stehen.
Kein Ort zum Wohlfühlen: Komet "Tschuri" |
Wenn manchem physikalisch weniger bewanderten Zuhörer auch Rosettas verschlungene Flugbahn, die durch komplizierteste Berechnungen unter Berücksichtigung der Lage der Erde und des Kometen im Gravitationspotential der Sonne ermittelt wurde (aber zugegebenermaßen eher an den schlingernden Heimweg eines Partygängers nach einer durchzechten Nacht erinnert), schleierhaft blieben, so gelang es Herrn Prof. Schilling auf ganzer Linie, dem Publikum die Faszination der Raumfahrt auf lebendige Weise näher zu bringen, die Zuhörer mitzureißen, sie in Staunen zu versetzen und zum Lachen zu bringen.
Doch so groß die Verdienste von Technik und Informatik auf dem Gebiet der Raumfahrt auch sein mögen – während des Vortrags versagten zur großen Überraschung des Informatikprofessors neben dem Mikrofon auch eine Animation sowie ein Filmchen. Wie die „Glück im Unglück“-Landung von Philae zeigte – manchmal ist eben neben der reinen Technik auch ein Quäntchen Glück von Nöten. Die technischen Pannen während des Vortrags nahm das weinsüffelnde Publikum mit Humor – und die Studenten fühlten sich zumindest in diesem Punkt an eine ganz gewöhnliche Vorlesung erinnert.
Text: Charlotte Auth
Bild: scienceblogs.de
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