Mittwoch, 3. Dezember 2014

Die Stimmungsmache wird im Keim erstickt

In Dresden gehen seit Wochen jeden Montag mehrere tausend Menschen unter dem Namen PEGIDA (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) auf die Straße, rufen den geklauten Slogan „Wir sind das Volk“, schüren Ressentiments gegen Asylsuchende, Flüchtlinge und Muslime und bereiten so den Nährboden für Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus. Am 18. November gab es im Internet den ersten Hinweis, dass sich auch in Würzburg eine Gruppe zusammengeschlossen hat, die ähnlich denkt und Sympathiebekundungen nach Dresden geschickt hat. Rund zwei Wochen später findet in der fränkischen Domstadt erstmals eine angemeldete Demonstrationen statt, die jedoch weit entfernt ist von den Dresdener Dimensionen.


Etwa 25 Personen, junge und ältere Menschen, einige Deutschlandfahnen, ein Spruchband: „Asylrecht ist kein Einwanderungsrecht! Stoppt die staatliche Rechtsbeugung!“, dazu ein beschrifteter Regenschirm: „Unser Land, unsere Werte“. Was am Montagabend in Würzburg geschieht, ist keine Demonstration von PEGIDA, es bleibt eine Sympathiebekundung. Auf Nachfrage teilt ein anwesender Polizist mit, dass die Anmeldung der Demonstration nicht auf den Namen PEGIDA erfolgt ist.

200 Gegendemonstranten blockieren die Demonstration

Wie man es auch nennen mag, die anwesenden Demonstranten kommen nicht weit. Nach 30 Metern ist Schluss, etwa 200 Gegendemonstranten blockieren die geplante Route Barbarossaplatz – Echter Denkmal – Barbarossaplatz. „Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda“ von Seiten der Gegendemonstranten trifft auf „Nazis raus“ von Seiten der PEGIDA-Sympathisanten. Nach außen geben sie sich bürgerlich und gegen jede radikale Strömung, wer nicht auf dem rechten Auge blind ist, sieht jedoch trotz der Alibiparolen die eindeutige Stimmungsmache gegen hilfesuchende Flüchtlinge in Deutschland. Auch die Ansage, verbal und physisch gewaltfrei zu demonstrieren, wird nicht von jedem eingehalten. Als ein Gegendemonstrant bemängelt, dass ein Kind nicht auf eine solche Demonstration mitgenommen werden sollte, erhält er umgehend die Antwort „Halt die Schnauze, sonst kriegst du aufs Maul!“ Ein anderer Teilnehmer des kleinen Aufmarschs droht umstehenden Gegnern, er sei bewaffnet. Die Polizisten, die für Ruhe sorgen sollen, gehen der Drohung jedoch nicht nach.

Hose: „Kein leichtes Spiel in Würzburg“

Nach einer Weile merken die Demonstranten, dass es kein Weiterkommen geben wird, sie gehen den kurzen Weg zurück zum Barbarossaplatz, ununterbrochen begleitet von Protestrufen wie „Schulter an Schulter gegen den Rassismus“. Zum Abschluss halten sie ihre Handys in die Luft, dann löst sich die Versammlung nach und nach auf. Burkhard Hose, katholischer Hochschulpfarrer, der sich intensiv im „Bündnis für Zivilcourage“ engagiert, ist froh über den Verlauf des Abends und zieht ein positives Fazit aus der Blockade der Demonstration: „Ich bin sehr zufrieden und freue mich vor allem, einen Haufen junge Menschen zu sehen, welche die Geschehnisse aufmerksam verfolgen. Die Demonstranten haben gesehen, dass sie in Würzburg kein leichtes Spiel haben. So etwas wie in Dresden wird es bei uns nicht geben.“
 
Eindeutige Stimmungsmache gegen hilfesuchende Flüchtlinge: Demonstranten in Würzburg
 
 
Text und Bild: Hendrik Geisler

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