Sonntag, 21. Dezember 2014

Coming Home For Christmas


Mit der Fähre ging es von Oslo nach Kiel zurück ins alte Leben. Langsam Abschied nehmen, vorbei an den kleinen Inseln im Oslofjord. Ein letzter Blick auf mein liebgewonnenes Oslo. Zeit, meine Erlebnisse und Erfahrungen in Norwegen Revue passieren zu lassen.


10 Dinge, die ich in und über Norwegen gelernt habe:


1) Ting tar tid – Gut Ding will Weile haben. Die Norweger lassen sich nicht stressen - weder in bekannten Fast Food Ketten noch an der Kasse im Supermarkt. Hier ist Geduld gefragt, eine nicht weit verbreitete deutsche Tugend. In Norwegen profitierte ich jedoch von der gelasseneren Lebenseinstellung. Denn mit weniger Druck studiert es sich gleich viel besser!

2) Die Freizeit effektiv zu nutzen und das am besten in der Natur. Während der erfolgreiche deutsche Geschäftsführer um 17 Uhr noch in seinem Büro in Deutschland sitzt, sattelt sich der Norweger für das Wanderwochenende in den Bergen.

3) Norwegen ist eines der belesensten Länder der Welt. Während meine Kommilitonen und ich uns in Deutschland über die zahlreichen wissenschaftlichen Artikel beschweren, sitzen die Norweger bereits Anfang des Semesters fleißig mit der Nase in den Büchern in der Universitätsbibliothek.

4) I found myself in Grünerløkka! Besonders der alternative Stadtteil Oslos hat es mir angetan mit seinen zahlreichen Vintage-Boutiquen, gemütlichen Kaffees, graffitiverzierten Hauswänden und schicken Altbauten. Genauso möchte ich in Zukunft leben!

5) Mich schnell an jedem Ort heimisch zu fühlen. Leben heißt Veränderung, sich ständig in neue Herausforderungen und ungewisse Situationen zu begeben. Denn man(n) und auch Frau können nicht alles planen und voraussehen. Dinge ergeben sich und jede Begebenheit hat, aus welchem Grund auch immer, einen Sinn.

6) Jeg snakker litt norsk – Ich spreche ein bisschen Norwegisch. Eine wirklich schöne Sprache. Schriftlich lässt sich viel vom Deutschen ableiten und schreiben kann in wenigen Wochen schnell erlernt werden. Legen die Norweger jedoch mit flottem Redetempo los, verschmelzen die Worte ineinander, sodass ich nur noch Wortfetzen verstehe.

7) Sparen für das Alter? Ja, nach meinem Studium sicherlich. Doch viel wichtiger: Ich möchte etwas zu erzählen haben. Reisen ist meine Religion, um fremde Kulturen zu entdecken und das eigene Weltbild auszubauen.

8) Wer an Norwegen denkt, hat mit Sicherheit Wikinger, blonde Einwohner, Polarlichter und Kälte im Kopf. Der Gedanke an eine frühzeitige Einführung von flächendeckendem High-Speed Internet ist wahrscheinlich weniger geläufig. Die skandinavischen Länder als Internetpioniere verankerten einen einheitlichen Zugang zu schnellem Internet auch als politisches Ziel.

9) Die Norweger legen großen Wert auf Gleichberechtigung. In Deutschland waren meine Professoren überwiegend Männer, in Oslo hingegen Frauen. Zufall? Wahrscheinlich nicht, denn Frauen und Männer sind deutlich gleichgestellter als in anderen Ländern Europas. Das hat aber auch seine Nachteile, so ist es nicht nur emanzipiert, sondern auch gängig, dass Frauen bei einem Date den Verzehr selber zahlen.

10) Auswandern ist doch eine Option! Während in Deutschland familienpolitisch viel verkehrt läuft, sorgt der reiche Wohlfahrtsstaat Norwegen für seine Bewohner, insbesondere mit einer Familienförderung. Ein zwar teureres Leben für Auslandsstudenten, doch mit einer Festanstellung lässt es sich hier gut leben.

 

 
Weihnachtsstimmung: Auf der Fähre von Oslo nach Kiel
 

 Text und Bild: Janina Renk

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