Mit der Fähre
ging es von Oslo nach Kiel zurück ins alte Leben. Langsam Abschied nehmen,
vorbei an den kleinen Inseln im Oslofjord. Ein letzter Blick auf mein
liebgewonnenes Oslo. Zeit, meine Erlebnisse und Erfahrungen in Norwegen Revue
passieren zu lassen.
10 Dinge, die ich in und über Norwegen gelernt habe:
1) Ting tar tid –
Gut Ding will Weile haben. Die Norweger lassen sich nicht stressen - weder in
bekannten Fast Food Ketten noch an der Kasse im Supermarkt. Hier ist Geduld
gefragt, eine nicht weit verbreitete deutsche Tugend. In Norwegen profitierte
ich jedoch von der gelasseneren Lebenseinstellung. Denn mit weniger Druck
studiert es sich gleich viel besser!
2) Die Freizeit
effektiv zu nutzen und das am besten in der Natur. Während der erfolgreiche
deutsche Geschäftsführer um 17 Uhr noch in seinem Büro in Deutschland sitzt,
sattelt sich der Norweger für das Wanderwochenende in den Bergen.
3) Norwegen ist
eines der belesensten Länder der Welt. Während meine Kommilitonen und ich uns
in Deutschland über die zahlreichen wissenschaftlichen Artikel beschweren, sitzen
die Norweger bereits Anfang des Semesters fleißig mit der Nase in den Büchern in
der Universitätsbibliothek.
4) I found myself in Grünerløkka! Besonders der alternative Stadtteil Oslos
hat es mir angetan mit seinen zahlreichen Vintage-Boutiquen, gemütlichen
Kaffees, graffitiverzierten Hauswänden und schicken Altbauten. Genauso möchte
ich in Zukunft leben!
5) Mich schnell
an jedem Ort heimisch zu fühlen. Leben heißt Veränderung, sich ständig in neue
Herausforderungen und ungewisse Situationen zu begeben. Denn man(n) und auch Frau
können nicht alles planen und voraussehen. Dinge ergeben sich und jede
Begebenheit hat, aus welchem Grund auch immer, einen Sinn.
6) Jeg snakker
litt norsk – Ich spreche ein bisschen Norwegisch. Eine wirklich schöne Sprache.
Schriftlich lässt sich viel vom Deutschen ableiten und schreiben kann in
wenigen Wochen schnell erlernt werden. Legen die Norweger jedoch mit flottem
Redetempo los, verschmelzen die Worte ineinander, sodass ich nur noch Wortfetzen
verstehe.
7) Sparen für das
Alter? Ja, nach meinem Studium sicherlich. Doch viel wichtiger: Ich möchte etwas
zu erzählen haben. Reisen ist meine Religion, um fremde Kulturen zu entdecken
und das eigene Weltbild auszubauen.
8) Wer an
Norwegen denkt, hat mit Sicherheit Wikinger, blonde Einwohner, Polarlichter und
Kälte im Kopf. Der Gedanke an eine frühzeitige Einführung von flächendeckendem High-Speed
Internet ist wahrscheinlich weniger geläufig. Die skandinavischen Länder als Internetpioniere
verankerten einen einheitlichen Zugang zu schnellem Internet auch als politisches
Ziel.
9) Die Norweger
legen großen Wert auf Gleichberechtigung. In Deutschland waren meine
Professoren überwiegend Männer, in Oslo hingegen Frauen. Zufall? Wahrscheinlich
nicht, denn Frauen und Männer sind deutlich gleichgestellter als in anderen Ländern
Europas. Das hat aber auch seine Nachteile, so ist es nicht nur emanzipiert,
sondern auch gängig, dass Frauen bei einem Date den Verzehr selber zahlen.
10) Auswandern
ist doch eine Option! Während in Deutschland familienpolitisch viel verkehrt
läuft, sorgt der reiche Wohlfahrtsstaat Norwegen für seine Bewohner, insbesondere
mit einer Familienförderung. Ein zwar teureres Leben für Auslandsstudenten,
doch mit einer Festanstellung lässt es sich hier gut leben.
Weihnachtsstimmung: Auf der Fähre von Oslo nach Kiel |
Text und Bild: Janina Renk
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