17 Tage lang erlebte das Würzburger Publikum beim achten Würzburger Hafensommer ein buntes Programm mit internationalen Künstlern. Neben den namhaften Stars, allen voran Helge Schneider, dessen Konzert ausverkauft war, kommt das Festival nicht ohne die noch unbekannteren Musiker aus. Der Würzburger Hafensommer ist immer für Entdeckungen gut. Die neuen musikalischen Lieblinge der Max&Julius-Reporterin Anna lest ihr hier:
Ein
Italiener am Akkordeon
Maurizio Minardi wohnt in
London, ist aber ein waschechter Italiener mit abgefahrener Space-Brille. Der
Akkordeonist und Pianist spielte beim Hafensommer-Konzert in Begleitung von
Shirley Smart am Cello. Minardi präsentierte seine neueste Scheibe „The Cook
the Clown the Monk and the Accordionist“. Die Musiktitel heißen etwa „The
Monk’s Escape“, „Five is Better than Four“ oder „The Gambling Queen“. Auf den
Studio-Aufnahmen werden die beiden Musiker von Bass und Schlagzeug verstärkt.
In feinsinnigen und vor allem
melodischen Instrumentalstücken spürte Minardi dem italienischen Sommer nach,
ohne kitschig zu werden. Bisweilen sentimental und dann wieder geradezu
euphorisch bewegte er sich in Gefilden, die wohl jedem taugen, der mit Yann
Tiersens Soundtracks von „Die fabelhafte Welt der Amelie“ etwas anfangen
kann.
Eine
Französin in englischer Sprache
Die Songwriterin Joe Bel
macht Popmusik. Sie kommt aus Frankreich, singt aber in englischer Sprache, was
ihren eingängigen Liedern keinen sonderlichen Abbruch tut. Mit ihrer Stimme –
ein wenig kratzig, rotzfrech, energisch, aber dennoch feinfühlig neckte sie mit
der Musik ihre Zuhörer. Auf der Bühne bewegte sich die hübsche Erscheinung
genussfreudig.
Bels erste EP heißt „In The
City“ und so klingt sie auch – urban. Gleichzeitig ist die Musik modern und
irgendwie mondial. Vielleicht singt sie deshalb auf Englisch. Dennoch fragt man
sich, welchen Hauch man verspürte, wäre der Text auf Französisch.
Eine
Stimme und ein Bass
Was erstmal ungewöhnlich,
wenn nicht sogar langweilig klingt, entpuppte sich auch für die Gäste beim
Hafensommer als eine stimmungsvolle Musik mit Soul: Das Duo Siyou’n’Hell
lieferte mit Siyou Ngnoubamdjum am Gesangsmikro und Hellmut Hattler am E-Bass
eine eindrucksvolle Show ab. In ihrem Programm haben sie eigene Stücke und
Cover-Songs.
Der knackige Funk-Bass
ergänzte sich glänzend mit der Soul-Stimme. Hattler legte am Bass eine
perkussive Spielweise an den Tag, der ein Schlagzeug überflüssig machte, zumal
das Publikum teils bei dessen Beatboxing mitgrooven konnte. Sogar eine Gitarre
wäre nicht nötig gewesen, schlug Hattler doch die Akkorde einfach am Bass. In
Verbindung mit Siyous kraftvoller Gospelstimme kann man hier nur von einer
explosiven Mischung sprechen.
Energiegeladener
Jazz
Sechs exzellente
Instrumentalisten bilden zusammen mit Trompeter Micha Acher das Alien Ensemble.
Auf dem Cover ihres brandneuen Albums ist lediglich ein Ufo zu sehen – kein
Titel, kein Bandname. Und so präsentierten sich die Musiker auch beim
Hafensommer. Zwar nicht namenlos, aber dennoch mit reiner Instrumentalmusik,
die erahnen ließ, welcher sinnliche musikalische Eindruck so erst entsteht.
Das Alien Ensemble spielte
energischen und energiegeladen modernen Jazz. Die Profimusiker beherrschten ein
perfektioniertes Zusammenspiel – ständig getrieben und in absoluter Hingabe.
Auch als Solisten am Schlagzeug, Bass, Vibrafon, Altflöte, Bassklarinette,
Saxofon, Posaune oder Harmonium konnte man der Anziehungskraft dieser Musik
nicht entfliehen.
Die eindrucksvollsten
Neuentdeckungen vom Hafensommer Würzburg 2014 haben wir euch hier vorgestellt.
Beim Hafensommer treten stets so viele verschiedene Künstler auf, dass für
jeden Geschmack etwas dabei ist. Vielleicht wollt ihr nächstes Jahr Ähnliches erleben.
Unser Fazit: Sich einfach mal in die Konzerte setzen und schauen, was passiert,
lohnt sich allemal. Wer viele Darbietungen sehen möchte, genießt mit einer
Dauerkarte alle Freiheiten.
Text und Auswahl der Videos: Anna Lang
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