Donnerstag, 16. Oktober 2014

Für verregnete Tage: Der Film „Five Dances“ von Alan Brown





Der 18-jährige Chip ist schüchtern. Nur durch seinen präzisen und eleganten Tanz vermag er sich auszudrücken. Ein Stipendium hat ihn nach New York verschlagen, wo ihn der Choreograph Anthony entdeckt und für das Eröffnungsstück eines Tanzfestivals engagiert. Und darum geht’s im Film – die Proben.
Zusammen mit ihrem Chef bilden die Tänzer ein fünfköpfiges Team. Chips Mutter macht Stress: Sie verlangt, dass er zurück kommt, sie fühlt sich einsam. Er hat keine Unterkunft und übernachtet im Tanzstudio, bis Kollegin Katie ihn mit nach Hause nimmt. Intime Beziehungen und zwischenmenschliche Probleme bleiben in der Gruppe, die von morgens bis abends zusammen arbeitet, nicht aus.

Theo, der dritte Mann in der Runde bleibt an einem Tagesende mit Chip im Saal zurück, um ein Duett zu üben. Theo begehrt seinen Tanzpartner, berührt ihn intim. Chip weist ihn vorerst zurück – aus Angst. Das Beziehungskarussell dreht sich weiter: Cynthia, die zweite Frau in der Gruppe, schläft mit ihrem Chef Anthony – während ihr Ehemann zuhause auf sie wartet. 


Erotische Szenen voll von Begehrlichkeiten


Die Szenen des Films spielen sich fast ausschließlich im Tanzstudio ab und stellen eindrücklich dar, dass die kleine Gruppe den ganzen Tag zusammen ist. Was sich nachts abspielt, muss am Tag bewältigt und ein Stück weit verdrängt werden. Das gelingt nicht immer und geht auf die Psyche.

Chip kann sich allmählich in der Gegenwart Theos öffnen. Zu sehen bekommt der Zuschauer erotische Szenen voll von Begehrlichkeiten. Der Film zeigt, was dauerhafte Nähe zu anderen Menschen bedeutet und wie sich das auf die Protagonisten auswirkt.

Mitunter kann die Geschichte langatmig wirken, ein hohes Tempo legt sie nicht vor. Doch ist das für die langen sinnlichen Tanzszenen mit den melancholischen Songs von Scott Matthew gar nicht angebracht. Der Film „Five Dances“ ist atmosphärisch und lädt an einem verregneten Herbsttag dazu ein, zu entschleunigen und zu genießen: Langsame, sphärische Musik und leidenschaftliche Bewegungen von trainierten Körpern.


Text: Anna Lang


„Five Dances“ von Alan Brown, OmU, ca. 83 Minuten, Salzgeber & Co. Medien GmbH

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