Hip-Hop meets Blasmusik
Kellerkommando – eine außergewöhnliche Mischung aus traditioneller, fränkischer Volksmusik und fetten Hip-Hop-Beats. Dialekt und Deutsch-Rap, Blasmusik und rotzige Sounds paaren sich zu einer dreckigen und virtuosen Bühnenshow. Die Musiker aus verschiedenen Ecken Frankens teilten sich schon große Festivalbühnen mit den Fantastischen Vier oder Sammy Deluxe. Jetzt gehen sie mit ihrem ersten Studioalbum „Dunnerkeil“ auf Tour. Der Auftakt war gestern in der Posthalle Würzburg. Mit Max&Julius sprachen Posaunist Ilya Khenkin und Keyboarder Patrick Köbler darüber, was Volksmusik wirklich ist und was man als Student in Franken auf keinen Fall verpassen darf.
Foto: Severin Schweiger |
M&J: Beschreibt
eure Musik in drei Worten!
Ilya: Bäm
Bäm Bäm!
Patrick:
Alt, neu, Zukunft.
M&J: Ihr mischt
kurzgesagt Volksmusik mit Rap. Was ist für euch Volksmusik?
Ilya: Für mich
ist das Musik aus dem Volk, die von allen gesungen wird, die von allen
verstanden wird. Meist hat sie überall auf der ganzen Welt die gleichen Themen,
ähnliche Melodien. Das ist Volksmusik, die jeder versteht.
Patrick: Musik
die auf einer gewissen Tradition beruht, die immer von einer Generation zur
nächsten Generation weitergegeben wird. Jedes Land hat seine eigene
traditionelle Volksmusik. In Deutschland haben wir ein bisschen ein Problem
damit, denn das Ganze wird häufig „verschlagert“. Das ist nicht das, was wir
machen! Wir bedienen uns der ursprünglichen Form der Volksmusik.
M&J: Unser Bild
von Volksmusik ist von Sendungen wie „Musikantenstadl“ oder „Frühlingsfest der
Volksmusik“ und ähnlichen geprägt. Wieviel haben solche Shows mit Volksmusik zu
tun?
Patrick: Gar
nichts!
Ilya: Das sehe
ich genauso.
Patrick: Solche
Sendungen haben weder musikalisch noch inhaltlich oder von der Umsetzung
her etwas mit Volksmusik zu tun.
Ilya: Das einzige
was Volksmusik und solche Shows gemeinsam haben ist, dass sie viele Menschen
ansprechen und viele sie mögen.
M&J: Kommt daher
auch euer Bedürfnis etwas anderes aus Volksmusik zu machen?
Ilya: Wir machen
nichts anderes daraus. Wir nehmen diese ursprüngliche traditionelle Musik und zeigen, was Volksmusik eigentlich ist. Volksmusik ist kein
alter Hut, der in Kneipen von Blaskapellen am Stammtisch gespielt wird, sondern
die Musik kann man auch richtig populär und modern machen.
Patrick: Das ist
auch das, was früher immer gemacht wurde. Die Menschen haben immer wieder neue
Elemente dazu gebracht.
Ilya: Das ist die
natürliche Entwicklung der Musik.
Patrick: In den
letzten Jahren ist nur nicht mehr viel in diese Richtung passiert, aber
inzwischen wird das auch von anderen Bands aufgegriffen. Man schaut, was sich daraus machen lässt. Wir sind auch nicht die Einzigen, die diese Richtung
einschlagen.
M&J: Könnt ihr
mit eurer Musik das Traditionelle jungen Menschen wieder nahebringen?
Ilya: Auf jeden
Fall! Das ist der Plan, dass traditionelle Musik wieder „in“ wird, dass
Jugendliche das Alte wieder kennenlernen.
Patrick: Wir
machen das aber nicht nur deshalb. Es ist einfach ein Nebeneffekt der auftritt.
Wir machen diese Musik, weil wir es geil finden, das zu kombinieren. Natürlich
merken junge Leute dann auch, dass Volksmusik vielleicht doch nicht ganz so
schlimm ist.
M&J: Gibt es auch den umgekehrten Fall,
also dass ihr Blasmusik-Fans älteren Semesters zum Hip Hop bekehrt?
Patrick: Das gibt
es durchaus. Bei den Konzerten ist jegliches Publikum dabei. Junge Leute,
mittelalte (lacht). Einmal haben wir
im E-Werk in Erlangen gespielt und da war wirklich eine Oma, die war 70 und die hat sich
das ganze Konzert angehört. Von daher glaub ich, dass unsere Musik
altersübergreifend ist und jeder davon profitieren kann. Man muss unsere Musik
aber auch als Einheit betrachten und kann nicht die einzelnen Bestandteile in
Schubladen stecken.
M&J:
Identifiziert ihr euch mit eurer Heimat Franken?
Patrick: Ich bin
Nürnberger und ich mag meine Heimat wirklich sehr.
M&J: Was haltet
ihr von Bemerkungen wie „Franken sind keine Bayern“ oder auch fränkischen Separatismusbewegungen?
Patrick: Finden
wir toll! Auf jeden Fall! So ein bisschen Abgrenzung vom Mainstream, das ist
okay. Wir sind die Gallier.
Ilya: Ich sehe
das auch so. Die Franken grenzen sich von den Bayern ab und andersrum. (lacht)
M&J: Was ist für euch der Unterschied zwischen
einem Konzert in Hamburg und einem Konzert in der Heimat?
Ilya: Die verstehen die Sprache nicht. Außerhalb von Franken
versteht man die Sprache nicht. Aber auch wenn das Publikum die Texte nicht
versteht, geht es ab!
Patrick: Weil da irgendwie noch was mitschwingt. Wenn
Künstler da sind, die nicht Deutsch singen, dann versteht das Publikum die auch
nicht immer und trotzdem ist es begeistert. Als wir in Mexiko gespielt haben,
waren da 3000 Mexikaner und die sind einfach abgegangen.
M&J: Welchen Tipp
gebt ihr Studenten, die nach Franken zum studieren kommen?
Patrick: In
fränkischen Lokalen essen!
Ilya: Das
fränkische Bier probieren. Sich alles angucken, sich einleben, zum
Kellerkommando-Konzert kommen und Schäufele essen!
M&J: Vielen Dank
für das Interview!
Das Interview führte Beatrice Kennepohl.
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