An dem unscheinbaren schmiedeeisernen Tor in der
Martinstraße kommen täglich viele Würzburger vorbei, doch längst nicht alle
wissen, welch besonderer Ort sich hinter diesem verbirgt. Die wenigsten
Passanten verirren sich in das Lusamgärtchen, obwohl ein Infoschild der Stadt ausdrücklich
zu dessen Besuch einlädt. Und der Blick um die Ecke lohnt sich tatsächlich,
denn der idyllische Innenhof mit der romanischen Arkadenreihe ist wie ein Tor
in eine andere Zeit. Im Schatten der Neumünsterkirche kann man sich nicht nur ganz
entspannt eine Auszeit vom Alltag nehmen, sondern auch noch einem der
berühmtesten Dichter des Mittelalters, Walther von der Vogelweide, einen Besuch
abstatten. Zumindest sind die Würzburger fest davon überzeugt, dass der Minnesänger
in dem steinernen Grabmal im Lusamgärtchen bestattet ist. Seinem Wunsch gemäß sind
in das Grabmal dann auch Vertiefungen eingelassen, dank derer Vögel Regenwasser
trinken können und den Innenhof mit ihrem Gezwitscher erfüllen. Wer
Liebeskummer hat, kann sich außerdem unmittelbare Hilfe von Walther einholen.
Der Legende nach hilft der Minnesänger bei Liebeskummer, wenn man ihm nur eine
rote Rose aufs Grab legt. Wer einen Sinn für Romantik hat, wird spüren, dass das
Lusamgärtchen eben nach wie vor von einem gewissen Zauber umfangen ist.
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Im Lusamgärtchen ist das Grabmahl des Minnesängers Walther von der Volgeweide, links unten der Dichter auf dem Frankonia-Brunnen vor der Residenz |
Text: Beatrice Kennepohl & Katharina Stahl
Bilder: Beatrice Kennepohl
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