Salle Fischermann berichtet an der JMU über seine Erlebnisse im Konzentrationslager Theresienstadt |
Frohes Schaffen in der Gärtnerei, Fußballspiele, Cafés und sogar ein Konzert – all das begleitet durch eine schrecklich-fröhliche Musik im Hintergrund. Dies sind Ausschnitte aus der Propagandadokumentation mit dem schaurigen Titel „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“, der über das Konzentrationslager Theresienstadt gedreht wurde. Schon in der Vorrede von Dr. Schmidt wird klar, dass die Dokumentation der Realität in keiner Weise entspricht: Theresienstadt war eine Transitstation, die ihre Insassen direkt nach Ausschwitz und damit in den sicheren Tod deportierte. Zusätzlich starben hundert Menschen an den miserablen Lebensbedingungen und der grausamen Folter pro Tag. Unter Druck gesetzt durch den Besuch der Roten-Kreuz-Delegation veranlasste das NS-Regime eine „Humanisierung“ des Konzentrationslagers, um die grausigen Zustände zu verbergen. Während dieser Zeit wurden die Deportationen nach Ausschwitz intensiviert, um dem überfüllten Eindruck entgegen zu wirken. Wie es wirklich in dem Konzentrationslager Theresienstadt zuging berichtete Salle Fischermann, der am 29.01 an der Universität Würzburg (Hubland) einen Vortrag über seine Erlebnisse in Theresienstadt hielt.
Der dänische Jude Salle Fischermann wurde mit seiner Familie
im Alter von 14 Jahren von SS-Handlangern mitten in der Nacht verschleppt und
nach Theresienstadt transportiert. Dort begann für ihn die dunkelste Zeit
seines Lebens. So berichtete er von einem SS-Offizier, der ihm durch seine
Eisenschuhe den Finger zertrümmerte und ein Anderer, der eine Frau vor seinen
Augen zu Tode schlug. Diese schrecklichen Erlebnisse wurden von Angst, Hunger,
Kälte und dem Bewusstsein, dass liebgewonnene Mitmenschen täglich
abtransportiert und nie wieder gesehen werden würden, begleitet. Zwar gab es
auch eine Begegnung mit einem Offizier, mit dem er sich über die Grausamkeit
des Krieges austauschte und so eine menschliche Seite der SS-Männer
kennenlernen konnte, doch solche Momente waren eine Seltenheit. In dieser
absurden Situation fingen die Arbeiten für Cafés, Bibliotheken und
Fußballanlagen für die Propagandadokumentation an, bei der auch Salle
Fischermann gezwungenermaßen mitwirkte. Nur durch seinen Optimismus und
glücklicher Zufälle konnten die grausigen Jahre überstanden werden, bis es ihm
und seiner Familie durch den schwedischen Kommandanten der Kolonne, gelang aus
Theresienstadt zu entfliehen und in ihre Heimat zurückzukehren. Bei diesem
Unternehmen starben allerdings sein Bruder und sein Vater, sodass seine Mutter
in der Nachkriegszeit alleine ihre 4 Kinder versorgen musste. Doch durch die
Stärke und den Zusammenhalt der Familie konnte auch diese schwere Zeit
gemeistert werden.
Trotz dieser schrecklichen Erlebnisse hegt Salle
Fischermann keinen Hass auf die Menschheit und konnte so
seine optimistische Lebenseinstellung immer beibehalten und ist nun glücklich
mit seiner Frau und seinen Kindern sein Leben zu teilen. Schließlich beendet er
seinen Vortrag mit den Worten „Wir sind alle Menschen“.Text: Laura Holzmeier
Bild: Charlotte Auth
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen