Donnerstag, 3. April 2014

Zeitmanagement ist keine Binsenweisheit - Ein Besuch beim Career Service


Der Career Service hat sich auf die Fahnen geschrieben Studenten auf die Berufswelt vorzubereiten. Dazu gehört, zum Beispiel, Unterstützung beim Einstieg ins Berufsleben: so kann man in einer persönlichen Sprechstunde Lebenslauf und Anschreiben durchsprechen und optimieren. Doch schon während des Studiums kann man mit Hilfe des Career Centers sein eigenes Profil schärfen. Es gibt Vortragsreihen und auch zahlreiche Seminare, in welchem man lernen kann, wie man u.a. eine überzeugende Präsentation gestaltet oder während eines Vortrags seine Stimme effektiv einsetzt.
Und für Studierende ist das Angebot kostenlos. Der Career Service bietet Chancen, die man während des Studiums also nicht ungenutzt lassen sollte!

Auf dem Weg zur großen Karriere sollte man keine Chance ungenutzt lassen

Projektmanagement – was soll das eigentlich sein? Ist ja gefühlt in jeder zweiten Stellenanzeige zu lesen. Und da man als Student auch an die Zukunft denken muss, hat mich das Angebot des Career Service auch gleich angesprochen: „Geistreich zum Ziel - Projektmanagement für Geisteswissenschaftler/innen“. Explizit gerichtet an die vernachlässigte Spezies der Geisteswissenschaftler! Man kann uns also doch irgendwie auf arbeitsmarkttauglich trimmen?

Von Projektmanagement hatte die Gruppe von 17 Studenten, die sich für diesen Tag zusammengefunden hatte, keine so rechte Vorstellung. Aber jeder wollte erfahren, was sich hinter dieser vielsagenden und doch so inhaltsleeren „Berufsbezeichnung“ verbirgt. Alles, darüber klärte uns die Referentin Ingrid Schindler gleich zu Beginn auf, kann sie uns natürlich nicht beibringen. Dazu gibt es quasi ganze Studiengänge – aber Grundlagen schaffen und Einblick gewähren, dieses „Projekt“ sei in der verhältnismäßig kurzen Zeit durchaus zu „managen“.
Einblick hat uns Ingrid Schindler auch in ihre eigenen Erfahrungen gewährt: die Praxis lehrt mehr als die Theorie. Auch sie ist studierte Geisteswissenschaftlerin, Lehramt Deutsch und Geschichte bis zum Ersten Staatsexamen, und hat heute, nach Stationen in diversen Verlagen, einen eigenen, kleinen Verlag und einen „Kulturladen“. Der Weg war oftmals steinig und sie hat auch einiges an Lehrgeld bezahlen müssen.
Wir lernen schnell: Projektmanagement hat vor allem mit Zeitmanagement zu tun, und wenn ein Projekt am Ende scheitert, ist in den meisten Fällen schon in der Planungsphase mächtig was schiefgelaufen. Eigentlich eine Binsenweisheit, doch was heißt das praktisch? Das sollten wir lernen, indem wir am Nachmittag an unseren eigenen Projekten arbeiten und nebenbei mit etwas Theorie angefüttert werden. Und eigene Projekte, davon hatte im Prinzip jeder eins: wer nicht gerade an seiner Abschlussarbeit saß oder diese plante, der war gerade mit dem Studium fertig und ging die Jobsuche an.

Los geht die Projektplanung mit einer Fragestellung: Warum dieses Projekt? Was ist das Ziel? Wieviel Zeit habe ich? Wer ist beteiligt? Was kostet es? Was passiert, wenn es schiefgeht? Welche rechtlichen Vorgaben sind zu beachten? Ist ja erst mal nicht so schwierig.
Danach wird das Projekt nach dem Lotus-Prinzip weiter ausgearbeitet. Nimmt man da (m)eine Abschlussarbeit als Beispiel her: was hängt da alles dran? Das schreibt man sich jeweils einzeln auf Kärtchen: Thema finden, absprechen, Literatur, schreiben, korrigieren, Druck – fertig, hoffentlich. Aber damit das Prinzip auch den Namen „Lotus“ verdient, muss natürlich weiter aufgefächert werden. Beispiel „Literatur“, woran muss ich da denken? Neue Kärtchen: zuerst die passende Literatur finden, dann lesen, danach auswerten. Aber es gilt auch Leihfristen zu beachten und evtl. Fernleihen in Erwägung zu ziehen, wenn es das Buch in der UB nicht gibt oder es bis in Ewigkeiten vorgemerkt ist. Aber damit hört es ja noch nicht auf! Neue Kärtchen. „Lesen“: Notizen machen, Zitate markieren. Da muss man als Abschlussarbeitler schon schwer schlucken. Kann ich bitte noch zwei Jahre Zeit haben?! Irgendwie ist das auf einmal so viel! Für meine eigene Abschlussarbeit ist mir da ziemlich schnell, ziemlich schwummrig geworden. Meine bisheriges Läuft schon-Prinzip, ist ja noch viel Zeit schien nicht mehr zu greifen.
Jetzt gilt es, die Erkenntnis in die verbleibende Zeit zu packen. Das macht man – aufgepasst! – sozusagen von hinten. Vom Abgabetermin rückwärts werden die Schritte bis zur Fertigstellung geplant. Es gilt, für das gesamte Projekt: immer viel Pufferzeit einplanen. Ganz schlecht ist es, die Arbeit am Abgabetag beim Copyshop abzuholen und gerade noch zehn Sekunden vor 12 Uhr einzureichen. Es soll schon vorgekommen sein, dass der Copyshop Seiten vertauscht hat... Also, ein Tag minus zur Nachkontrolle. Und ein Tag minus, um die Korrekturen einzuarbeiten. Ein Minus fürs Korrekturlesen und ein Doppelminus für die „Korrekturlese-Opfer“ aus dem Freundes- oder Familienkreis. Wichtig ist es auch die Planung zu verschriftlichen, mit ganz klaren Tages- und Wochenzielen.
So eine Woche vor der Deadline sollte eine lesbare Version der Abschlussarbeit also stehen. Mindestens. Nachdem ich nun weiß, bis wann ich fertig geschrieben haben sollte und ungefähr einen Überblick habe, wie lange ich für die Literatur brauche, weiß ich auch, wieviel Zeit fürs reine Schreiben bleibt. Das ist – Erleichterung – wohl genug. Ein einwöchiger Urlaub ist natürlich nicht drin und allzu krank werden dürfte ich auch nicht. Aber das „Projekt“ Abschlussarbeit ist jetzt top gemanagt.

Eigentlich hatte ich mir von dem Tag anderes erwartet, denn die Seminar-Bezeichnung klang so „passiv“. Nach: einfach nur zuhören wie es gehen könnte, Projektmanager werden – und das sogar als Geisteswissenschaftler. Doch was hätte mir die ganze Theorie gebracht, außer der Erkenntnis, dass – Überraschung! – doch alle Projektmanager nur mit Wasser kochen?! Der praxisorientierte Tag hat mich da um einiges weiter gebracht.

 Mehr Infos:
http://www.career-service.uni-wuerzburg.de/startseite/


Text: Barbara Struller
Bild:"Tobias Mittmann" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc)
http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/deed.de

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