Der Career Service hat sich auf die Fahnen geschrieben Studenten auf die Berufswelt vorzubereiten. Dazu gehört, zum Beispiel, Unterstützung beim Einstieg ins Berufsleben: so kann man in einer persönlichen Sprechstunde Lebenslauf und Anschreiben durchsprechen und optimieren. Doch schon während des Studiums kann man mit Hilfe des Career Centers sein eigenes Profil schärfen. Es gibt Vortragsreihen und auch zahlreiche Seminare, in welchem man lernen kann, wie man u.a. eine überzeugende Präsentation gestaltet oder während eines Vortrags seine Stimme effektiv einsetzt.
Und
für Studierende ist das Angebot kostenlos. Der Career Service bietet Chancen,
die man während des Studiums also nicht ungenutzt lassen sollte!
Auf dem Weg zur großen Karriere sollte man keine Chance ungenutzt lassen |
Projektmanagement
– was soll das eigentlich sein? Ist ja gefühlt in jeder zweiten Stellenanzeige
zu lesen. Und da man als Student auch an die Zukunft denken muss, hat mich das
Angebot des Career Service auch gleich angesprochen: „Geistreich zum Ziel -
Projektmanagement für Geisteswissenschaftler/innen“. Explizit gerichtet an die
vernachlässigte Spezies der Geisteswissenschaftler! Man kann uns also doch
irgendwie auf arbeitsmarkttauglich trimmen?
Von
Projektmanagement hatte die Gruppe von 17 Studenten, die sich für diesen Tag
zusammengefunden hatte, keine so rechte Vorstellung. Aber jeder wollte
erfahren, was sich hinter dieser vielsagenden und doch so inhaltsleeren
„Berufsbezeichnung“ verbirgt. Alles, darüber klärte uns die Referentin Ingrid
Schindler gleich zu Beginn auf, kann sie uns natürlich nicht beibringen. Dazu
gibt es quasi ganze Studiengänge – aber Grundlagen schaffen und Einblick
gewähren, dieses „Projekt“ sei in der verhältnismäßig kurzen Zeit durchaus zu
„managen“.
Einblick
hat uns Ingrid Schindler auch in ihre eigenen Erfahrungen gewährt: die Praxis
lehrt mehr als die Theorie. Auch sie ist studierte Geisteswissenschaftlerin,
Lehramt Deutsch und Geschichte bis zum Ersten Staatsexamen, und hat heute, nach
Stationen in diversen Verlagen, einen eigenen, kleinen Verlag und einen „Kulturladen“.
Der Weg war oftmals steinig und sie hat auch einiges an Lehrgeld bezahlen
müssen.
Wir
lernen schnell: Projektmanagement hat vor allem mit Zeitmanagement zu tun, und
wenn ein Projekt am Ende scheitert, ist in den meisten Fällen schon in der
Planungsphase mächtig was schiefgelaufen. Eigentlich eine Binsenweisheit, doch
was heißt das praktisch? Das sollten wir lernen, indem wir am Nachmittag an
unseren eigenen Projekten arbeiten und nebenbei mit etwas Theorie angefüttert
werden. Und eigene Projekte, davon hatte im Prinzip jeder eins: wer nicht
gerade an seiner Abschlussarbeit saß oder diese plante, der war gerade mit dem
Studium fertig und ging die Jobsuche an.
Los
geht die Projektplanung mit einer Fragestellung: Warum dieses Projekt? Was ist
das Ziel? Wieviel Zeit habe ich? Wer ist beteiligt? Was kostet es? Was
passiert, wenn es schiefgeht? Welche rechtlichen Vorgaben sind zu beachten? Ist
ja erst mal nicht so schwierig.
Danach
wird das Projekt nach dem Lotus-Prinzip weiter ausgearbeitet. Nimmt man da (m)eine
Abschlussarbeit als Beispiel her: was hängt da alles dran? Das schreibt man
sich jeweils einzeln auf Kärtchen: Thema finden, absprechen, Literatur,
schreiben, korrigieren, Druck – fertig, hoffentlich. Aber damit das Prinzip
auch den Namen „Lotus“ verdient, muss natürlich weiter aufgefächert werden.
Beispiel „Literatur“, woran muss ich da denken? Neue Kärtchen: zuerst die
passende Literatur finden, dann lesen, danach auswerten. Aber es gilt auch
Leihfristen zu beachten und evtl. Fernleihen in Erwägung zu ziehen, wenn es das
Buch in der UB nicht gibt oder es bis in Ewigkeiten vorgemerkt ist. Aber damit
hört es ja noch nicht auf! Neue Kärtchen. „Lesen“: Notizen machen, Zitate
markieren. Da muss man als Abschlussarbeitler schon schwer schlucken. Kann ich
bitte noch zwei Jahre Zeit haben?! Irgendwie ist das auf einmal so viel! Für
meine eigene Abschlussarbeit ist mir da ziemlich schnell, ziemlich schwummrig
geworden. Meine bisheriges Läuft schon-Prinzip, ist ja noch viel Zeit schien
nicht mehr zu greifen.
Jetzt
gilt es, die Erkenntnis in die verbleibende Zeit zu packen. Das macht man –
aufgepasst! – sozusagen von hinten. Vom Abgabetermin rückwärts werden die
Schritte bis zur Fertigstellung geplant. Es gilt, für das gesamte Projekt:
immer viel Pufferzeit einplanen. Ganz schlecht ist es, die Arbeit am Abgabetag
beim Copyshop abzuholen und gerade noch zehn Sekunden vor 12 Uhr einzureichen.
Es soll schon vorgekommen sein, dass der Copyshop Seiten vertauscht hat...
Also, ein Tag minus zur Nachkontrolle. Und ein Tag minus, um die Korrekturen
einzuarbeiten. Ein Minus fürs Korrekturlesen und ein Doppelminus für die
„Korrekturlese-Opfer“ aus dem Freundes- oder Familienkreis. Wichtig ist es auch
die Planung zu verschriftlichen, mit ganz klaren Tages- und Wochenzielen.
So
eine Woche vor der Deadline sollte eine lesbare Version der Abschlussarbeit
also stehen. Mindestens. Nachdem ich nun weiß, bis wann ich fertig geschrieben
haben sollte und ungefähr einen Überblick habe, wie lange ich für die Literatur
brauche, weiß ich auch, wieviel Zeit fürs reine Schreiben bleibt. Das ist –
Erleichterung – wohl genug. Ein einwöchiger Urlaub ist natürlich nicht drin und
allzu krank werden dürfte ich auch nicht. Aber das „Projekt“ Abschlussarbeit
ist jetzt top gemanagt.
Eigentlich
hatte ich mir von dem Tag anderes erwartet, denn die Seminar-Bezeichnung klang
so „passiv“. Nach: einfach nur zuhören wie es gehen könnte, Projektmanager
werden – und das sogar als Geisteswissenschaftler. Doch was hätte mir die ganze
Theorie gebracht, außer der Erkenntnis, dass – Überraschung! – doch alle
Projektmanager nur mit Wasser kochen?! Der praxisorientierte Tag hat mich da um
einiges weiter gebracht.
Mehr Infos:
http://www.career-service.uni-wuerzburg.de/startseite/Text: Barbara Struller
Bild:"Tobias Mittmann" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc)
http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/deed.de
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