Als ich gegen 22 Uhr abends am Bühneneingang des Mainfrankentheaters ankomme, werde ich
freundlich hereingebeten. Schon hier merke ich die ersten Unterschiede:
Nicht nur, dass ich mich zwischen vielen Mitarbeitern des Theaters
befinde und kaum Besucher anwesend sind (man könnte meinen, das sei eine
theaterinterne Veranstaltung), auch der Warteplatz ist außergewöhnlich.
Immer wieder laufen Schauspieler vorbei, die sich gegenseitig schönen
Feierabend wünschen. Aber es geht spannend weiter. Wir werden in das
leere Foyer geführt, dürfen selbstständig die Garderobe nutzen und
danach geht es in einen Raum, im Keller des Gebäudes, der nur Platz für ca. 20 Personen bietet. Ich sitze in der ersten
Reihe. Begrüßt werden die Besucher mit einer kleinen Schokofigur auf
jedem Platz.
Nach sehr kurzer Wartezeit erscheinen die Schauspieler für heute
Abend.
Es sind zwei, eine Dame und ein Herr, die die Geschichte von
Gustl Mollath und seiner (Ex-)Frau erzählen. Die Bühne besteht aus je
einem Tisch pro Schauspieler. Außerdem werden eine Topfpflanze und ein
Richterhammer präsentiert. Beide haben ihren Text in ausgedruckter Form
vor sich liegen und tragen ihn vor. Petra Mollath übernimmt hierbei
immer die juristische Instanz und verdeutlicht die Gerichtsbeschlüsse
immer mit einem Hammerschlag, was im Kellerraum eine voluminöse
Auswirkung hat.
Die Geschichte ist so paradox, dass sie in Deutschland kaum vorstellbar
ist. Gustl Mollath, ein rechtschaffener Bürger, will die illegalen
Geldgeschäfte seiner Frau aufdecken und wird dafür bestraft, weil alle
höher gestellten Personen, wie Ärzte, Richter, Anwälte mit in den
Geschäften verwickelt sind. Nachdem er mehrere Jahre unschuldig in
Gefängnis verbringen musste, wird er aufgrund des öffentlichen Drucks
jedoch frei gelassen. Übrig bleiben dem einst wohlhabenden Mann jedoch
nur seine Kleidung, die er am Leib trug, und die auf dem Tisch
befindliche Topfpflanze.
Die Darstellung des Stücks auf relativ einfache Weise mag simpel oder
gar eintönig wirken. Aber durch die Nähe, die man zum Vortrag hat, wird
man vollständig eingenommen. Die Schauspieler sind enorm ausdrucksstark,
das einfache Bühnenbild ist völlig ausreichend.
Genauso ungewöhnlich wie der Inhalt des Stücks ist damit auch seine
Präsentation. Eine Mischung, die sich gegenseitig ergänzt und damit den
Zuschauer für sich gewinnt.
Wer sich auf ein
außergewöhnliches Stück am Theater einlassen möchte, der sollte
definitiv die nächste Vorstellung besuchen, denn man befindet sich wahrscheinlich nirgends näher an Schauspielern als bei diesem Format..
Karten sind zum Preis von 7 Euro erhältlich.
Text: Claudia Niedermeier
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