„Am Wochenende steht uns viel Regen bevor. Das richtige Wetter, um es sich zu Hause gemütlich zu machen und die Füße hochzulegen“, riet die freundliche Stimme aus dem Radio im Wetterbericht. Diese verdient ihren Lebensunterhalt auch nicht als Straßenkünstlerin. Doch Vollblutmusiker, Artisten und Akrobaten lassen sich von ein wenig Wasser und Wind nicht aufhalten, schon gar nicht, wenn das 11. internationale Straßenkunstfestival in Würzburg vor der Tür steht.
Trotz Regen zog es viele Menschen auf die Straße zum 11. Stramu |
Beinahe 60 Gruppen und Einzeldarbietungen waren am
Wochenende in der Würzburger Innenstadt zu bewundern. Dabei reichte das Angebot
sehr weit von klassischer Volksmusik, über afrikanische Klänge bis hin zur
Feuerschau. Weil das Stramu ein Hutfestival ist, bei dem die Künstler weder
Gagen erhalten noch an Eintrittsgeldern verdienen, sind sie auf Spenden
angewiesen. Wer jetzt denkt, dass Passanten an einem verregneten
Samstagnachmittag nur rasch ihre Einkäufe erledigen möchten und sich dann
schnellstmöglich auf den Heimweg machen, der hat definitiv etwas verpasst. Die
Musiker animierten die Fußgänger, nicht nur zuzuhören, sondern mitzumachen. Ob
Klatschen, Tanzen oder Mitsingen, alles war erwünscht.
Die Band „LOKomotive“
beispielsweise machte ihrem Namen alle Ehre und wusste, was es heißt einzuheizen. Auf den ersten Blick sieht die Gruppe aus wie eine typische, sehr
kleine Blaskapelle. Aber erlebt man ihren Auftritt, weicht dieses Vorurteil schnell
Staunen und Begeisterung. Sie mischen schnelle Rhythmen mit einer gekonnten
Performance, sodass man das Gefühl bekommt mittanzen oder wenigstens wippen zu
müssen. Ihre Darbietung entsprach weniger einem einstudierten Auftritt vor
Publikum, sondern erinnerte beinahe an eine Unterhaltung – unter den Musikern
aber auch mit den Fußgängern.
Die Band "LOKomotive" heizte dem Publikum kräftig ein |
Eine weitere Menschentraube ließ sich vor dem Sänger Tristan
O’Meara ausmachen, der es beherrscht mehrere seiner acht Instrumente
gleichzeitig zu spielen und dazu noch seine emotionale, tiefe Stimme erklingen
lässt. Hört man ihm nur wenige Takte zu, so meint man, begleitet vom
schwirrenden Klang des Didgeridoos, sich mitten in Australien zu befinden.
Acht Instrumente gleichzeitig spielt Tristan O'Meara |
Aber nicht nur den Ohren wurde viel geboten, sondern es gab
auch viel zu sehen. Die Jonglage- und Diabolokünstler unterhielten vor allem
die sehr jungen Stadtbesucher. „Double Take“ beeindruckte zum Beispiel mit sehr
schnellen Bewegungen und dem Wechselspiel von Keulen und Bällen, gespickt mit
spontanen und humorvollen Bewegungen.
Nicht nur fürs Ohr, sondern auch fürs Auge war viel geboten: Hier die Straßenkünstlerin "Double Take" |
Bei so viel Aufregung und Vergnügen wurde natürlich auch für
das leibliche Wohl gesorgt. Verschiedene Bäcker und Restaurants hatten eigene
Buden aufgestellt, in denen es neben Wein und Bier jede Menge Leckereien, wie duftende
Flammkuchen, herzhafte Bratwurstbrötchen und italienische Pizza
gab.
Auch für das leibliche Wohl wird auf dem Stramu bestens gesorgt |
Fazit am Ende des Festivals: Vom trüben Wetter war
dank der hervorragenden Auftritte der internationalen Künstler keine Spur mehr
übrig. Die Fußgänger in Würzburgs City tanzten mit Regenschirmen in der Hand
und zeigten statt Schlechtwettermiene durchweg fröhliche und lächelnde
Gesichter. Und wer übrigens der Meinung ist, Straßenmusik sei etwas für Laien,
dem sei gesagt, dass der Stargeiger David Garrett, der Popsänger Reamonn oder die
Gruppe Passenger ihre Karriere genau auf diese Weise begonnen haben.
Text und Bilder: Claudia Niedermeier
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