Vergilbte Fensterläden, 50er-Jahre-Charme, ein ungepflegter Innenhof: Die alte Mozartschule zwischen Residenz und Dom, unter anderem Spielstätte des Central-Kinos, hält Würzburg in Atem. Abreisen oder als einzigartiges Denkmal sanieren und weiter öffentlich nutzen? Warum sich eine Bürgerinitiative mit dem Slogan „Kultur ins Zentrum“ so vehement für letzteres einsetzt, wird wohl erst auf den zweiten Blick klar.
Abgeblätterter Putz an der
Seitenfassade des MOZ in der Maxstraße: Mit Absicht habe die Stadt nicht
saniert, so der Vorwurf der Bürgerinitiative.
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„Auf den ersten
Blick ist die Anlage wirklich grausig heruntergekommen und hässlich“, gibt
Kulturwissenschaftler Fuchs zu und bestätigt damit wohl den Eindruck so manchen
Würzburgers. Doch er und seine Mitstreiter sehen das „MOZ“ primär ganz anders.
„Die Architektur ist ein beeindruckendes Zeugnis jüngerer Würzburger Geschichte
– sie versucht in jedem Detail Leichtigkeit und Transparenz auszudrücken in
klarer Abgrenzung zur faschistischen Monumentalbauweise.“
Die Stadt
als Eigentümer, so der Vorwurf, habe absichtlich nötige Sanierungen der
denkmalgeschützten Anlage unterlassen – um ein Argument gegen den Erhalt zu
bekommen. Fast 45 Jahre lang – seit der Fertigstellung durch Architekt Rudolf
Schlick – hatte das Gebäude der Mozartschule gedient. 2001 wurde diese geschlossen
– fünf Jahre später beschloss der Stadtrat den Abriss. Nun läuft das
Veräußerungsverfahren auf der Suche nach einem geeigneten Investor. Unter
Ausschluss der Öffentlichkeit, deshalb ist bisher nur vage bekannt, dass ein Interessent
das Areal zum Geschäfts-, Hotel-, Büro- und Wohnungskomplex umgestalten will.
Beeindruckende Architektur – bedroht durch Privatisierung
Beeindruckende Architektur – bedroht durch Privatisierung
Eine Privatisierung und Wegnahme öffentlichen Raums die – neben dem Verlust des Baudenkmals – auch die urbane Lebensqualität mindern würde, argumentiert die Bürgerinitiative. Mit Kultur- und Bildungsangeboten wie VHS-Kursen und einer Yogaschule werde das Gebäude momentan vollständig und lebendig genutzt. Ein Einkaufszentrum bringe solche Aktivität zum Erliegen: Schließung nach 20 Uhr, aussterbende Kaufkraft durch den Internethandel, Zerstörung der gewachsenen Kulturachse zwischen Residenz und Dom.
Weltliche und kirchliche
Elemente verbindet diese Wandbemalung im Inneren des ehemaligen Schulhauses –
Anspielungen auf den Bildungsauftrag genau wie die baulichen Nachbarn Residenz
und Dom
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Auch der
Deutsche Kunsthistorikertag appellierte 2011 unter Hinweis auf den „hohen
künstlerischen und städtebaulichen Wert“ gegen einen Abriss des MOZ. Beim Gang
durch die ehemalige Schule geraten Töppner und Fuchs – neben den aus ihrer
Sicht rationalen Gründen gegen einen Abriss – auch emotional ins Schwärmen.
Wenn etwa die großflächige Wandbemalung im Schulhaus raffiniert biblische
Bilder, in Anspielung auf die bauliche Nachbarschaft, mit weltlichen
Bildungsmotiven verwebt. Beim Blick in den offenen Aulavorraum – bekannt jedem
Central-Kinobesucher – von der filigran geschwungene Treppenaufgänge auf eine
Galerie führen. Und auch im großzügigen, saftig-grünen Innenhof, der von alten
Bäumen gesäumt ist; hinter denen die Fassaden von Residenz und Dom hervorblitzen.
Nicht „ewig gestrig“
So bildeten die MOZ-Liebhaber und ihre Mitstreiter 2012 eine Initiative, die sich seither für den Erhalt des Gebäudes einsetzt. Vor einem halben Jahr starteten sie sogar ein Begehren, bei dem laut Töppner und Fuchs schon genügend Bürger unterschrieben haben, um einen Entscheid zu erzwingen. Offiziell einreichen wollen sie die Listen aber erst wenn klar ist, welche Richtung der neue Stadtrat in Sachen MOZ einschlägt.
Was nach Vorstellung der MOZ-Initiative mit dem
Gebäude geschehen soll? Zuerst einmal, so ist man sich einig, müsse gründlich
saniert werden. Dann aber seien vielfältige Nutzungsmöglichkeiten denkbar,
denn, so stellt Jörg Töppner klar: „Wir sind keine ewig Gestrigen, die sich
gern an altem Zeug berauschen, sind weder innovations- noch
investitionsfeindlich.“ Gemeinsam sollten die Würzburger Ideen entwickeln;
wichtig wäre aber, die Kultur- und Bildungsidee beizubehalten. Und auch dem
Vorschlag von Stadtheimatpfleger Hans Steidle steht man positiv gegenüber: Ein
Welterbezentrum, das Touristen auf der Route der Würzburger Sehenswürdigkeiten
mit Informationen empfinge. Mit einem steinernen Vorplatz, der dann wieder, so
die Vision einen eindrücklicheren Anblick bieten sollte als heute.Nicht „ewig gestrig“
So bildeten die MOZ-Liebhaber und ihre Mitstreiter 2012 eine Initiative, die sich seither für den Erhalt des Gebäudes einsetzt. Vor einem halben Jahr starteten sie sogar ein Begehren, bei dem laut Töppner und Fuchs schon genügend Bürger unterschrieben haben, um einen Entscheid zu erzwingen. Offiziell einreichen wollen sie die Listen aber erst wenn klar ist, welche Richtung der neue Stadtrat in Sachen MOZ einschlägt.
Text und Bilder: Judith Dauwalter
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