Donnerstag, 5. Dezember 2013

Rezension: "Der Bus - Das Zeug einer Heiligen" am Mainfranken Theater


Erika hat einen Auftrag – von höchster Stelle. Sie soll zur Schwarzen Madonna von Tschenstochau pilgern, andernfalls, so hat der Engel gedroht, wird ein Unglück geschehen. Doch offenkundig haben nicht nur die Mächte des Guten ihre Finger im Spiel, als die junge Frau zu spät merkt, dass sie in den falschen Bus gestiegen ist. Völlig unvermittelt wird sie Bestandteil eines perfiden Spiels aus Gewalt, Manipulation und menschlichen Abgründen, denn die Reisegesellschaft ist keinesfalls auf dem Weg ins Kurhotel, sondern verfolgt dunklere Pläne. Von nun an muss Erika um ihr Überleben kämpfen – und ist gezwungen, ihre eigene, bislang wohlgehütete Identität zu offenbaren.
Das Konzept der Aufhebung von Illusionen in diesem Stück von Lukas Bärfuss ist zwar nicht innovativ, doch gelang es dem Autor, ein mittlerweile schon altbewährtes Schema des modernen Theaters mit neuem Leben zu erfüllen. „Der Bus – Das Zeug einer Heiligen“ geht tief unter die Haut des Zuschauers – gerade weil dieser sich schließlich eingestehen muss, beschämend lange einem Irrtum aufgesessen zu sein. Mit feinem Gespür für Psychologie werden nicht nur die Figuren demaskiert, sondern vielmehr die menschliche Urteils- und Überzeugungskraft  an sich in Frage gestellt. Vor allem den hervorragenden, mit ganzem Körpereinsatz spielenden Darstellern um Theresa Palfi, der Heiligen im Zwielicht, und Alexander Hetterle, welcher den psychopathischen Busfahrer Hermann mit teuflischer Unmittelbarkeit mimt, ist es zu verdanken, dass dieses Stück in der Inszenierung von Ramin Anaraki seine volle Intensität entfalten kann, die durch das minimalistische Bühnenbild noch unterstrichen wird. Wer sich dafür entscheidet, „Der Bus – Das Zeug einer Heiligen“ im Theater zu erleben, muss über eine gehörige Portion Mut verfügen, wird dafür jedoch mit einem Kammerspiel im besten Sinne belohnt.


Weitere Termine:

19 Uhr: 23.01.
20 Uhr: 8.12./ 11.12./ 14.12./ 18.12./ 21.12./ 08.01./ 22.01./ 28.01./ 06.02./ 11.02./ 23.02.




Text: Katharina Stahl
Bild: Mainfrankentheater Würzburg






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen