Freitag, 28. August 2015

Studi- und Kulturticker vom 24.-30.08.2015




Theater!

Casablanca dient nicht nur als Stoff für Geographie-, Geschichts- oder Romantikbegeisterte, sondern auch für einen illustren Abend in Würzburg. Dies beweist zumindest das „theater ensemble“ mit Andreas Büettner, der den Hollywood-Streifen frei nach dem Motto „Ich schau mir in die Augen, Kleines!“ auf die Schippe nimmt. Wer sich auf das Ein-Mann-Schauspiel mit 763 Rollenwechseln einlassen möchte, kann dies noch jeden Montag, Dienstag und Sonntag in den nächsten beiden Wochen ab 20 Uhr für 7,50€ (ermäßigter Studentenpreis) tun.
Ein wenig klassischer und britischer geht es beim „theater ensemble“ von Mittwoch bis Samstag mit „Ein Sommernachtstraum“ von William Shakespeare zu. Auch hier geht’s um 20 Uhr für 9,50-14,50€ (ermäßigter Studentenpreis) los.
Die geisteskranken Verliebten kommen beim „Theater am Neunerplatz“ in Shakespeares „Wie es euch gefällt“ von Donnerstag bis Sonntag nicht zu kurz. Gespielt wird unter freiem Himmel am Aktionsgelände der Umweltstation für 12-14€ (ermäßigter Studentenpreis).

Stadtführung!

Wer die eigene Familie zu Besuch hat und einmal mehr bespaßen sollte, aber noch nicht das geeignete Unterhaltungsprogramm gefuden hat, könnte es mit der Barockstadtführung unter kostümierter Reiseleitung versuchen (selbstverständlich auch ohne Familie). Los geht’s am Samstag um 14.30 Uhr am Falkenhaus und die Eltern sind für 7,50€ mit von der Partie (Schüler und Studenten zahlen 6,50€).
Falls es sich bei der lieben Verwandtschaft eher um humoristisch veranlagte Frühaufsteher handelt, gäbe alternativ ebenfalls am Samstag für den gleichen Preis um 11 Uhr eine kabarettistische Stadtführung mit „Schorsch aus dem Meeviertel“. Treffpunkt ist hier der Vierröhrenbrunnen. 

Kunst!

Um die Lage vieler neuer Mitbürger besser verstehen zu können, haben Museumspädagogen des Kulturspeichers zusammen mit der Mönchbergschule ein Fotoprojekt gestartet. Darin stellt je ein minderjähriger Flüchtling seine „Stories of my life“ vor und beschreibt, was ihm oder ihr wichtig ist. Selbstverfasste Texte in der Muttersprache mit deutscher Übersetzung geben zudem Aufschluss über ihre aktuelle Situation sowie den Weg aus der Heimat dorthin. Besichtigungen der Ausstellung im Kulturspeicher sind von Dienstag bis Sonntag möglich. Einen ersten Eindruck vom Projekt sowie einen kurzen Bericht über seine Entstehungsgeschichte bietet folgender Beitrag aus der Mediathek des bayrischen Rundfunks: http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/nachrichten/fotos-fluechtlinge-life-storys-100.html#&time=


Montag, 13. Juli 2015

Vom irischen Bettelmönch zur Maß Bier – die Geschichte des Kiliani Volkfests


Würzburg hat sein Kiliani wie München sein Oktoberfest. Wie das oberbayerische Volksfest zu seinem Namen kam, ist recht offensichtlich. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter dem Namen unseres Würzburger Jahrmarkts? 

Wenn in Würzburg irgendwas nach irgendwie für die Geschichte Würzburgs bedeutsamen Personen benannt ist, sind die beiden üblichen Ver-dächtigen in der Regel: Julius (Juliusspital, Juliuspromenade, Julius-Maximilians-Universität,…) und Kilian (Kiliansdom, Kiliani,…). Doch wer war eigentlich dieser Kilian, der Schutzpatron der Franken?

Zunächst mal war Kilian selbst kein Franke, sondern ein Ire, genauer gesagt ein Missionar aus dem irischen Mullagh. Um 686 kam Kilian ins das schöne Frankenland, mit dem hehren Auftrag, die einheimische Bevölkerung zum katholischen Glauben zu bringen. In Würzburg wurde er zum Bischof erkoren und taufte zahlreiche Menschen, unter anderem auch Gosbert, den Herzog von Franken. Der Haken an der Sache: der Herzog von Franken war mit Gailana, der Witwe seines Bruders verheiratet; nach dem christlichen Glauben war das Blutsschande und stellte somit eine Todsünde dar. Kilian drängte den Herzog, diese lasterhafte Liaison aufzulösen und machte sich damit am Herzoghof nicht gerade beliebt. Die gerissene Herzogengattin Gailana, die sich selbstverständlich nicht so einfach von Gosbert verstoßen lassen wollte, inszenierte ein Komplott gegen Kilian und ließ ihn und seine beiden irischen Glaubensbrüder Kolonat und Totnan beim nächtlichen Gebet ermorden. Die Leichen wurden dann in einem Pferdestall verscharrt -  an der Stelle, wo heute das Neumünster steht. Am 8. Juli 752 wurden die Gebeine des Heiligen Kilians von Bischof Burkhard von Würzburg zu Reliquien erhoben. Aufbewahrt werden die heiligen Knöchelchen im Neumünster. Jedes Jahr in der Kilianswoche, um den Gedenktag des Heiligen Kilians am 8. Juli, wird der Schädel Kilians vom Neumünster in den Dom gebracht und dort verehrt.


So viel zum Heiligen Kilian – nur, was hat ein irischer Missionar eigentlich mit Bierzelt und Achterbahn am Hut?


Das Kiliani nahm vor fast einem Jahrtausend seine Anfänge, im Jahre 1030. Damals bestand es vornehmlich aus Verkaufsständen vor dem Dom und in der Domstraße,  wo Pilger, die zum Gedenktag des Heiligen Kilians nach Würzburg gekommen waren, Nahrung, aber auch Kleidung und Dekorationsgegenstände wie Kerzen oder Kränze, kaufen konnten. Im Laufe der Zeit profitierten auch Gaukler und Schausteller von dem regen Treiben, gesellten sich hinzu und boten ihre Kunststücke dar. Die Kilianimesse dehnte sich so über die Jahrhunderte immer mehr aus. 

Bis zum Jahre 1846 nahm der Trubel in der Domstraße zur Kilianimesse derart überhand, dass die Verkaufsmesse von der Schaustellermesse räumlich getrennt wurde. Letztere, der Vorgänger des heutigen  Kiliani, zog zunächst auf den Sanderrasen, dann ans Mainufer, an die Leonhard-Frank-Promenade und schlussendlich, als immer mehr Attraktionen und Fahrgeschäfte hinzukamen, auf die Talavera, wo es noch heute jedes Jahr stattfindet. Und das Bierzelt? Das gab es damals noch nicht. Stattdessen gab es Milch in der sogenannten „Milchhalle“, da das Ausschenken alkoholischer Getränke früher von Seiten der Stadt untersagt war.  

Von Verkaufsständen für Pilger über die Milch-halle zu Bierzelt, Riesenrad und Wildwasserbahn – das Kiliani hat sich ganz schön gemausert. Dieses Jahr bevölkern wieder rund 70 Schausteller mit ihren Fahrgeschäften und Attraktionsbuden die Talavera und sorgen für buntes Treiben auf dem Festplatz. Adrenalinstöße sind auch garantiert - wenn man sich mal wieder hat breitschlagen lassen, in dieses schreckliche Überkopf-Ding einzusteigen, das man eigentlich auf gar keinen Fall fahren wollte… Und im Bierzelt, das trotz des sehr studenten-unfreundlichen Preises von 8,40€ (!) für die Maß Bier immer wieder einen Besuch wert ist, herrscht Gaudi mit Livemusik bis selbst der Letzte auf den Bänken steht und wie von Sinnen „Skandal um Rosi“ mitgrölt. Kurzum: Spaß ist garantiert.   

Bis zum 19. Juli habt ihr noch die Gelegenheit, unser Würzburger Volksfest mit der besonderen Historie zu besuchen, das Sonntagabend mit dem traditionellen Abschlussfeuerwerk endet.

 Charlotte Auth

Mittwoch, 8. Juli 2015

Renommierte Jenaer Philharmonie gastiert in Würzburg – Edward Elgar: "Die Apostel“ mit dem Monteverdichor Würzburg

Ein „gigantisches“ Werk sollte es werden. Das größte, umfangreichste und aufwendigste von ihm je unternommene Kompositionsprojekt, sein eigentliches Hauptwerk und die Summe seines Lebens und Schaffens, so Edward Elgar über seine Konzeption der Trilogie biblischer Oratorien.  Am 11. und 12. Juli 2015 präsentiert der Monteverdichor Würzburg zusammen mit der Jenaer Philharmonie unter der Leitung von Matthias Beckert Elgars erstes Oratorium „Die Apostel“. Der Komponist schildert darin auf musikalisch eindrucksvolle Weise die Berufung der Apostel, Jesu` Reden und Wundertaten sowie seinen Tod und seine Auferstehung. Das Oratorium schließt mit der hymnischen Darstellung der Himmelfahrt. Elgar reizt das romantische Klangspektrum vollständig aus. Wiederkehrende Leitmotive im Stile Richard Wagners, ein Doppelchor, ein sechsköpfiges Solistenensemble sowie ein großbesetztes Sinfonieorchester verleihen dem monumentalen Meisterwerk romantischen Glanz. Mit der Jenaer Philharmonie und den Solisten Anna Nesyba (Sopran), Barbara Bräckelmann (Alt), Edward Lee (Tenor), Johannes Weinhuber, Jens Hamann und Roland Hartmann (Bass) konnte der Monteverdichor erstklassige Partner gewinnen.

Die Konzertaufführungen finden am Samstag, den 11. Juli 2015 um 20 Uhr und am Sonntag, den 12. Juli 2015 um 17 Uhr in der Neubaukirche statt. 
 Konzertkarten erhalten Sie im Vorverkauf bei allen Geschäftsstellen der Mediengruppe Mainpost (0931 / 6001 6000) und im Musik- und Pianohaus Deußer in Würzburg (0931 / 80 4747 555) sowie online unter http://www.monteverdichor.com .

Konzerte:
Samstag, 11. Juli 2015 um 20:00 Uhr in der Neubaukirche (Würzburg)
Sonntag, 12. Juli 2015 um 17:00 Uhr in der Neubaukirche (Würzburg)

Sonntag, 24. Mai 2015

Mehr als 16a


Pressemitteilung, Würzburg 08.05.2015

*Weiße Schleifen in der Stadt als symbolisches Zeichen für die Todesopfer der Europäischen Asylpolitik // Seit Jahresbeginn schon 1.600 Flüchtlinge ertrunken // Migration ist kein Verbrechen*

Würzburg, 08.05.2015: Mit Interesse und Neugier reagierten Menschen in Würzburg auf die vielen weißen Bänder an Ampeln, Brücken und Laternen, die seit Freitag Nachmittag in der Stadt zu finden sind. Dabei handelt es sich um eine Aktion der asylpolitischen Gruppe "Mehr als 16a", die auf die Opfer der menschenverachtenden Asylpolitik der EU aufmerksam machen will.

„Als symbolisches Zeichen für  die Todesopfer binden wir weiße Bänder an Laternen, Pfosten und Bäume im Innenstadtbereich von Würzburg. Die Bänder sollen sichtbare und bleibende Zeichen von Betroffenheit sein. Sie sind ein Mahnmal für die Opfer der Festung Europa. Ein Mahnmal, dass uns, die Bewohner_innen dieser Festung, daran erinnern soll, dass tatenlos zuschauen keine Option ist.“ sagt Elena Hirsch stellvertretend für die Gruppe.

„Jede_r ist dazu eingeladen, sich an der Aktion zu beteiligen! In vielen Cafés und Geschäften in der Innenstadt sind Schuhkartons mit weißen Bändern zu finden. Die Leute können sich an diesen Orten weiße Bänder abholen, sie mitnehmen und auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen an Laternen oder Ampeln knoten!“ so Elena weiter.

Bis jetzt haben sich schon zahlreiche Menschen an der Aktion  beteiligt. Es gibt kein „offizielles“ Ende der Aktion. Vielmehr soll und kann die Aktion in den nächsten Wochen und Monaten von Einzelpersonen immer weiter getragen werden.

Allein in den ersten Monaten des Jahres 2015 ertranken bisher über 1600 Menschen auf  der Flucht im Mittelmeer. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum hat sich die Zahl der Toten mehr als verzehnfacht. Die Seegrenze zwischen Nordafrika und Europa ist die mit Abstand tödlichste Grenze der Welt. Von allen weltweiten Todesopfern unter Migrant_innen starben 75 Prozent an der Mittelmeergrenze.

Elena Hirsch merkt dazu an: „Es gibt keine legale Möglichkeit für Geflüchtetenach Europa zu kommen. Die Abschottungspolitik der EU bietet damit den idealen Nährboden für das so diskreditierte Schlepperunwesen.Erst die Abschottung Europas macht dieses Schleppergeschäft möglich. Nicht die Schleuser, sondern die Architekt_innen der Festung Europa haben den Tod der vielen Tausend Menschen zu verantworten!“

Um das Sterben an der EU-Außengrenze zu beenden, muss die Abschottungspolitik, die auf immer mehr Überwachung  und noch mehr Stacheldraht setzt, beendet werden. Denn diese Politik ist tödlich. Der Tod  von Geflüchteten wird von der EU-Politik zur Abschreckung anderer Geflüchteter in Kauf  genommen.

„Für uns, als Bewohner_innen dieser Festung ist es einfacher weg zusehen, unserem Alltag weiter nachzugehen, ohne über das Sterben an den Festungsmauern nachzudenken. Aber es muss sich etwas ändern!“ sagt Elena Hirsch.

Wir, die asylpolitische Gruppe "Mehr als 16a" fordern einen Politikwechsel hin zu Offenheit  und Solidarität. Eine Solidarität, die Grenzen überschreitet und keinen  Unterschied zwischen Menschen macht - ganz gleich, welcher Nationalität und Herkunft.

Konkret heißt das für uns:  Wir fordern legale und sichere Einreisemöglichkeiten für Flüchtende! Wir fordern sichere Fährverbindungen für Flüchtende über das Mittelmeer!  Wir fordern das Ende der unmenschlichen Abschottungspolitik!  Wir fordern den sofortigen
Stopp der Kriminalisierung von Migration!

Die Gruppe hofft mit ihrer Aktion möglichst viele Würzburger_innen zu erreichen und so in den Köpfen der Menschen  die Erinnerung an die Mauertoten der Festung Europa lebendig zu halten!

Dazu Elena Hirsch abschließend: "Wenn die politischen Eliten in Europa versagen, ist es einmal mehr die Pflicht der (europäischen) Zivilgesellschaft, das demokratische Antlitz der EU zu wahren, Druck von unten aufzubauen und für eine menschenwürdige Asylpolitik zu kämpfen!"

An folgenden Orten in Würzburg befinden sich Schuhkartons mit weißen Bändern:

Cafézum schönen René; Bahnhofplatz 97070 Würzburg
CaféRudowitz; Sanderstraße 10A, 97070 Würzburg
Standard; Oberthürstraße 11, 97070 Würzburg
Kult; Landwehrstraße 10, 97070 Würzburg
Vollkornbäckerei Köhler;  Karmelitenstraße 33, 97070 Würzburg
Weltladen Würzburg; Plattnerstraße 14, 97070 Würzburg
Cafe Wunschlos Glücklich; Bronnbachergasse 22R, 97070 Würzburg
Veggie Bros; uliuspromenade 38, 97070 Würzburg
KHG Würzburg; Hofstallstraße 10 97070 Würzburg


---- Pressemitteilung Ende ----


Dienstag, 19. Mai 2015

Studi- und Kulturticker vom 18.05. bis 24.05.2015


Konzert!

Musik in selbstgesungener Form gibt es am Sonntag, den 17.05.2015 von 17:00 - 19:00 Uhr in der Neubaukirche.
Dort singen unter der Leitung von Prof. Matthias Beckert der Monteverdichor Würzburg, die Thüringer Symphoniker Saalfeld Rudolstadt, Anna Nesyba (Sopran), Tilman Lichdi (Tenor), Johannes Weinhuber (Bass).
von Joseph Haydn: Die Jahreszeiten
Platzkarten im Musik- und Pianohaus Deufler in Würzburg, Karmelitenstrafle 34, 97070 Würzburg, (0931) 80 4747 555

Kino!

Die Kellerperle zeigt Roadtrips - Vorwort, Snacks und ein Kurzfilm inklusive.
Eintritt frei
am Montag, den 18.05.2015, 20:30 Uhr in der Kellerperle am Studentenhaus.

Museum!

Internationaler Museumstag im Museum am Dom!
freier Eintritt am Dienstag, den 19.05.2015 von 10:00 bis 17:00 Uhr

Musik!

Musik im Freien gibt es am Donnerstag, den 21.05.2015 um 19:00 Uhr beim Perlen Unplugged - Sommer Special - Open Air mit Götz Widmann und Max Prosa in der Kellerperle am Studentenhaus.


Dienstag, 5. Mai 2015

Grün rund um die Altstadt – der Ringpark


Bildquelle: http:/wikimapia.org

Ein untrügliches Zeichen, dass der Sommer im Kommen ist: die Würzburger bevölkern wieder die Wiesen und Wege der grünen Chill-out-area Würzburgs, des Ringparks. Ob zum Herumlümmeln im Gras, Slacken, auf einer Parkbank Lesen, für den sonntäglichen Spaziergang oder eine Runde Schaukeln, um die Seele mal baumeln zu lassen und ein Fleckchen Natur im Herzen der Stadt zu genießen: welcher Ort eignet sich dazu besser als der grüne Gürtel rund um den historischen Stadtkern Würzburgs? Doch wie kam Würzburg eigentlich zu dieser einzigartigen Parkanlage? Ein kleiner Blick in die Geschichte des Ringparks.



Der Ringpark in seiner heutigen Ausdehnung,  wurde vor über hundert Jahren, genauer gesagt 1896 fertiggestellt, die Prachtanlage „Klein Nizza“ wurde 1900 vollendet. Bei einem Besuch des damaligen Würzburger Bürgermeisters Georg von Zürn in Wien inspirierte sich jener an der Ringstraße, die dort nach Abbau der Befestigungsanlagen um die innere Stadt errichtet worden war. Allerdings wollte Zürn in Würzburg nicht nur eine Straße um die Altstadt bauen, sondern auch einen großen Park anlegen, der den „Bischofshut“, wie das alte Stadtzentrum Würzburgs aufgrund seiner Form genannt wird, umschließt. Mit der Planung und Gestaltung der Parkanlage wurde 1880 Jens Person Lindahl, ein schwedischer Landschaftsgärtner, beauftragt. Lindahl war seinerzeit Visionär, ihm schwebte eine Parkanlage im Stile des englischen Landschaftsgartens vor, der natürlicher gestaltet sein sollte als der im Barockstil angelegte Residenzgarten oder der Rokokogarten in Veitshöchheim. Während die streng geometrische Ausrichtung des französisch geprägten Barockgartens die Staatsmacht repräsentieren sollte, verkörperte der englische Landschaftsgarten mit seinen frei wachsenden Bäumen das Ideal des freien Bürgers. Mit seinen innovativen Plänen machte sich Lindahl in Würzburg nicht nur Freunde; in den lokalen Medien wurde er vielfach kritisiert und verspottet sowie als schlechter Organisator und miserabler Finanzplaner verschrien. Tatsächlich hatte Lindahl kühne Pläne: er ließ unter anderem Bäume aus Berlin anliefern und plante sogar im Sanderglacis einen künstlichen, mit Mainwasser gespeisten See inmitten einer eigens aufgeschütteten Hügellandschaft zu errichten. Letztere Idee war dem Würzburger Bürgermeister dann doch zu kostspielig und zu verwegen, weshalb er seinem Landschaftsgärtner einen Riegel vorschob. Durch die Kritik verbittert und von Krankheiten geplagt nahm sich Lindahl 1887 noch vor Vollendung seines Meisterwerks das Leben: er erschoss sich in einem Toilettenhäuschen im Ringpark. Noch heute erinnert am Sanderring gegenüber der Neuen Uni ein Brunnen mit dem Bild Lindahls an den schwedischen Landschaftsgärtner und geistigen Vater des Ringparks.


Bildquelle: http:/doatrip.de 
Seit seiner Errichtung war der Ringpark öfters Bedrohungen von außen ausgesetzt: zu Zeiten des Ersten Weltkrieg wurde überlegt, ihn als Ackerfläche zum Kartoffelanbau umzufunk-tionieren. Während des Dritten Reiches gefährdeten ihn Hitlers Pläne zur „Umgestaltung der Verkehrswege im Rahmen der besonderen städtebaulichen Maßnahmen“; diese Vorschriften wurden schließlich jedoch aufgrund Mangel an Arbeitskraft und finanziellen Mitteln nie umgesetzt. In den 50er und 60er Jahren drohte ein geplanter vierspuriger Straßenausbau die Fläche des Ringparks stark zu dezimieren, was jedoch durch den Würzburger Verschönerungsverein verhindert werden konnte. So blieb der Ringpark den Würzburgern über die Jahrzehnte erhalten und wird dies auch bleiben: 1974 wurde er unter Denkmalschutz gestellt.


Bildquelle: http:/blog-wuerzburg.de
Was ist der Ringpark heute? Eine 27 Hektar große Oase der Erholung mit seinen Grünflächen , Parkbänken und Brunnen, den Ententeichen und den Vogel-Volieren im Kleinen Nizza. Ein Ort, der zu Spaß und Spiel einlädt mit seinen Spielplätzen und den Boccia-Bahnen. Ein bedeutendes Stück Würzburger Geschichte mit seinen zahlreichen Denkmälern. Ein Ort der Erinnerung und des Innehaltens mit dem Kriegerdenkmal. Ein Biotop für heimische und exotische Bäume mit klingenden Namen wie Gurken-Magnolie, Götterbaum, Blutbuche, blaue Stechfichte, Pyramideneiche, Gingko, Schnurbaum und Gleditischie. Der Lebensraum unserer niedlichen Würzburger Ringpark-Kaninchen (in welcher Großstadt trifft man sonst schon morgens beim Joggen im Park Wildkaninchen?). Eine grüne Lunge, die die Luft im Stadtkessel säubert. Ein Stück Lebensqualität für die Würzburger seit nunmehr fast 120 Jahren. Kurzum: das grüne Herz Würzburgs.  

Charlotte Auth