Würzburg hat sein Kiliani wie München sein Oktoberfest. Wie
das oberbayerische Volksfest zu seinem Namen kam, ist recht offensichtlich.
Doch was verbirgt sich eigentlich hinter dem Namen unseres Würzburger
Jahrmarkts?
Wenn in Würzburg irgendwas nach irgendwie für die Geschichte Würzburgs
bedeutsamen Personen benannt ist, sind die beiden üblichen Ver-dächtigen in der
Regel: Julius (Juliusspital, Juliuspromenade, Julius-Maximilians-Universität,…)
und Kilian (Kiliansdom, Kiliani,…). Doch wer war eigentlich dieser Kilian, der
Schutzpatron der Franken?
Zunächst mal war Kilian selbst kein Franke, sondern ein Ire, genauer gesagt ein
Missionar aus dem irischen Mullagh. Um 686 kam Kilian ins das schöne Frankenland,
mit dem hehren Auftrag, die einheimische Bevölkerung zum katholischen Glauben zu
bringen. In Würzburg wurde er zum Bischof erkoren und taufte zahlreiche
Menschen, unter anderem auch Gosbert, den Herzog von Franken. Der Haken an der
Sache: der Herzog von Franken war mit Gailana, der Witwe seines Bruders
verheiratet; nach dem christlichen Glauben war das Blutsschande und stellte
somit eine Todsünde dar. Kilian drängte den Herzog, diese lasterhafte Liaison
aufzulösen und machte sich damit am Herzoghof nicht gerade beliebt. Die
gerissene Herzogengattin Gailana, die sich selbstverständlich nicht so einfach von
Gosbert verstoßen lassen wollte, inszenierte ein Komplott gegen Kilian und ließ
ihn und seine beiden irischen Glaubensbrüder Kolonat und Totnan beim
nächtlichen Gebet ermorden. Die Leichen wurden dann in einem Pferdestall
verscharrt - an der Stelle, wo heute das
Neumünster steht. Am 8. Juli 752 wurden die Gebeine des Heiligen Kilians von
Bischof Burkhard von Würzburg zu Reliquien erhoben. Aufbewahrt werden die
heiligen Knöchelchen im Neumünster. Jedes Jahr in der Kilianswoche, um den
Gedenktag des Heiligen Kilians am 8. Juli, wird der Schädel Kilians vom
Neumünster in den Dom gebracht und dort verehrt.
So viel zum Heiligen Kilian – nur, was hat ein irischer Missionar eigentlich mit Bierzelt und Achterbahn am Hut?
Das Kiliani nahm vor fast einem Jahrtausend seine Anfänge, im Jahre 1030. Damals
bestand es vornehmlich aus Verkaufsständen vor dem Dom und in der Domstraße, wo Pilger, die zum Gedenktag des Heiligen
Kilians nach Würzburg gekommen waren, Nahrung, aber auch Kleidung und
Dekorationsgegenstände wie Kerzen oder Kränze, kaufen konnten. Im Laufe der
Zeit profitierten auch Gaukler und Schausteller von dem regen Treiben,
gesellten sich hinzu und boten ihre Kunststücke dar. Die Kilianimesse dehnte
sich so über die Jahrhunderte immer mehr aus.
Bis zum Jahre 1846 nahm der Trubel in der Domstraße zur Kilianimesse derart
überhand, dass die Verkaufsmesse von der Schaustellermesse räumlich getrennt
wurde. Letztere, der Vorgänger des heutigen Kiliani, zog zunächst auf den Sanderrasen,
dann ans Mainufer, an die Leonhard-Frank-Promenade und schlussendlich, als
immer mehr Attraktionen und Fahrgeschäfte hinzukamen, auf die Talavera, wo es
noch heute jedes Jahr stattfindet. Und das Bierzelt? Das gab es damals noch
nicht. Stattdessen gab es Milch in der sogenannten „Milchhalle“, da das
Ausschenken alkoholischer Getränke früher von Seiten der Stadt untersagt war.
Von Verkaufsständen für Pilger über die Milch-halle zu
Bierzelt, Riesenrad und Wildwasserbahn – das Kiliani hat sich ganz schön
gemausert. Dieses Jahr bevölkern wieder rund 70 Schausteller mit ihren
Fahrgeschäften und Attraktionsbuden die Talavera und sorgen für buntes Treiben auf
dem Festplatz. Adrenalinstöße sind auch garantiert - wenn man sich mal wieder
hat breitschlagen lassen, in dieses schreckliche Überkopf-Ding einzusteigen,
das man eigentlich auf gar keinen Fall fahren wollte… Und im Bierzelt, das
trotz des sehr studenten-unfreundlichen Preises von 8,40€ (!) für die Maß Bier
immer wieder einen Besuch wert ist, herrscht Gaudi mit Livemusik bis selbst der
Letzte auf den Bänken steht und wie von Sinnen „Skandal um Rosi“ mitgrölt. Kurzum:
Spaß ist garantiert.
Bis zum 19. Juli habt ihr noch die Gelegenheit, unser Würzburger Volksfest mit
der besonderen Historie zu besuchen, das Sonntagabend mit dem traditionellen
Abschlussfeuerwerk endet.