Samstag, 8. Februar 2014

Wenn die Bilder schon verblassen


Salle Fischermann berichtet an der JMU über seine Erlebnisse im Konzentrationslager Theresienstadt

Frohes Schaffen in der Gärtnerei, Fußballspiele, Cafés und sogar ein Konzert – all das begleitet durch eine schrecklich-fröhliche Musik im Hintergrund. Dies sind Ausschnitte aus der Propagandadokumentation mit dem schaurigen Titel „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“, der über das Konzentrationslager Theresienstadt gedreht wurde. Schon in der Vorrede von Dr. Schmidt wird klar, dass die Dokumentation der Realität in keiner Weise entspricht: Theresienstadt war eine Transitstation, die ihre Insassen direkt nach Ausschwitz und damit in den sicheren Tod deportierte. Zusätzlich starben hundert Menschen an den miserablen Lebensbedingungen und der grausamen Folter pro Tag. Unter Druck gesetzt durch den Besuch der Roten-Kreuz-Delegation veranlasste das NS-Regime eine „Humanisierung“ des Konzentrationslagers, um die grausigen Zustände zu verbergen.  Während dieser Zeit wurden die Deportationen nach Ausschwitz intensiviert, um dem überfüllten Eindruck entgegen zu wirken. Wie es wirklich in dem Konzentrationslager Theresienstadt zuging berichtete Salle Fischermann, der am 29.01 an der Universität Würzburg (Hubland) einen Vortrag über seine Erlebnisse in Theresienstadt hielt.

Der dänische Jude Salle Fischermann wurde mit seiner Familie im Alter von 14 Jahren von SS-Handlangern mitten in der Nacht verschleppt und nach Theresienstadt transportiert. Dort begann für ihn die dunkelste Zeit seines Lebens. So berichtete er von einem SS-Offizier, der ihm durch seine Eisenschuhe den Finger zertrümmerte und ein Anderer, der eine Frau vor seinen Augen zu Tode schlug. Diese schrecklichen Erlebnisse wurden von Angst, Hunger, Kälte und dem Bewusstsein, dass liebgewonnene Mitmenschen täglich abtransportiert und nie wieder gesehen werden würden, begleitet. Zwar gab es auch eine Begegnung mit einem Offizier, mit dem er sich über die Grausamkeit des Krieges austauschte und so eine menschliche Seite der SS-Männer kennenlernen konnte, doch solche Momente waren eine Seltenheit. In dieser absurden Situation fingen die Arbeiten für Cafés, Bibliotheken und Fußballanlagen für die Propagandadokumentation an, bei der auch Salle Fischermann gezwungenermaßen mitwirkte. Nur durch seinen Optimismus und glücklicher Zufälle konnten die grausigen Jahre überstanden werden, bis es ihm und seiner Familie durch den schwedischen Kommandanten der Kolonne, gelang aus Theresienstadt zu entfliehen und in ihre Heimat zurückzukehren. Bei diesem Unternehmen starben allerdings sein Bruder und sein Vater, sodass seine Mutter in der Nachkriegszeit alleine ihre 4 Kinder versorgen musste. Doch durch die Stärke und den Zusammenhalt der Familie konnte auch diese schwere Zeit gemeistert werden.
Trotz dieser schrecklichen Erlebnisse hegt Salle Fischermann keinen Hass auf die Menschheit und konnte so seine optimistische Lebenseinstellung immer beibehalten und ist nun glücklich mit seiner Frau und seinen Kindern sein Leben zu teilen. Schließlich beendet er seinen Vortrag mit den Worten „Wir sind alle Menschen“.

Text: Laura Holzmeier
Bild: Charlotte Auth

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