Donnerstag, 13. Februar 2014

NMUN Würzburg vertritt Libanon in New York


Schon einmal von der NMUN gehört? Diese Abkürzung steht für „National Model United Nations“, die für eine bekannte und sehr angesehene Simulation des UN-Geschehens für Studierende aus aller Welt steht. Jährlich kommen über 5.000 internationale Studenten in New York zusammen. Dort repräsentiert eine Universität je einen der 193 UN-Mitgliedsstaaten oder eine der Nichtregierungsorganisationen (NGO). Insgesamt sind 20 deutsche Universitäten vertreten; die Universität Würzburg ist zum elften Mal mit dabei. In diesem Jahr vertritt Jean Christoph Seipel als einer von 14 Delegierten unsere Universität. Er studiert im 3. Semester Political and Social Studies (PSS) und hat mit Max&Julius über die NMUN gesprochen. 

Jean Christoph ist einer der 14 Delegierten unserer Universität


Max&Julius: Wie kam das Interesse an der NMUN?

Jean Christoph: Bei uns wurde in einer Vorlesung für das Projekt geworben. Ich habe mich schon immer ein bisschen für die UN interessiert und sah in der NMUN die Möglichkeit einen Einblick in das Thema zu bekommen. Ich habe mich dann als Teilnehmer für die diesjährige Delegation beworben. Nach einer Bewerbungsphase mit Motivationsschreiben und diversen Gesprächen wurde ich schließlich ausgewählt.

M&J: Würzburg vertritt in diesem Jahr den Libanon. Kann man sich das zu repräsentierende Land aussuchen? 

Jean Christoph: Indirekt. Es ist so, dass Länder je nach Größe, Bevölkerungsmenge oder Mitgliedschaften in verschiedenen UN-Organisationen in verschieden vielen Komitees vertreten ist. Bei dem Planspiel wird das nur mehr oder weniger berücksichtigt. Aufgrund unserer 14-köpfigen Delegation kamen für uns alle Länder in Frage, die in New York bei der diesjährigen Simulation in sieben Komitees sitzten. Das waren ungefähr 20. Wir haben dann eine Top 10 Liste erstellt und diese nach New York geschickt. Eines dieser zehn Länder bekommt man dann zugewiesen. 

M&J: Auf welche Weise kommt die Zahl der Delegierten zusammen? Muss sich die Universität jedes Jahr neu bewerben?

Jean Christoph: Die NMUN an der Uni Würzburg ist ein studentisches Projekt. Ebenso von studentischer Seite kam die Initiative zur Gründung einer Würzburger NMUN-Gruppe. In Rücksprache mit der Universitäts-Leitung ist die Gruppe aber auch die offizielle Delegation der Universität. In New York muss man sich bei NMUN jedes Jahr offiziell bewerben, das ist jedoch mehr Formsache.
Die Anzahl der Delegierten hat sich bewährt und als gut durchführbar erwiesen. Außerdem gibt es aufgrund der Komitee-Besetzung, also sieben bis acht Komitees bei 14 Abgeordneten, immer eine ganz gute Länderauswahl.

M&J: Wie lernt ihr den Libanon kennen und wie bereitet ihr euch auf New York vor?

Jean Christoph: Im Dezember waren wir bereits auf Deutschlands größter Modell-Sitzung in Hamburg. Es wird außerdem noch weitere Modell-Sitzungen in München, Prag und London geben. Darüber hinaus gibt es wöchentliche Treffen, bei welchen wir den Libanon in Referaten kennenlernen: das politische System, die Infrastruktur usw.
Ein Höhepunkt war der Besuch der Libanesischen Botschaft in Berlin. Wir haben auch die deutsche Botschafterin im Libanon Frau Siefker-Eberle getroffen und bei interessanten Vorträgen im Auswärtigen Amt viel über den Libanon und die Vereinten Nationen erfahren. Zudem gibt es einen Dozenten in PSS, der libanesischer Abstammung ist und uns einiges über das Land berichten konnte.

M&J: Was passiert im März in New York?
Jean Christoph: Zur Arbeitserleichterung hat die Generalversammlung Ausschüsse (Komitees) zu verschiedenen Themen eingerichtet. Wir sind in sieben Komitees mit je zwei Personen vertreten. Mein Komitee-Partner und ich befassen uns mit dem Umweltprogramm (UNEP), mit Arbeitsaufgaben zu Green Economy, Süd-Kooperation und dem Aufbau von Infrastruktur. Wir beschäftigen uns schon vor New York mit den Themen, denn dort würde die Zeit nicht reichen all das zu erarbeiten. Ziel ist ein Positionspapier, das die Haltung des Libanon zu genannten Themen darstellt.

M&J: Was geschieht mit den Ergebnissen?

Jean Christoph: In erster Linie ist die NMUN ja ein Lernprozess, um etwas über die UN und deren Strukturen zu erfahren. Verwendung werden unsere Resultate wohl kaum finden. Doch auch die „richtige“ UN wird unsere Beschlüsse erhalten.

M&J: Hättest du gerne ein anderes Land vertreten?

Jean Christoph: Zuerst ja. Der Libanon hat eine gemäßigte Stellung, keine harte außenpolitische Linie, sondern ist eher als Bindeglied zwischen der arabischen und der westlichen Welt zu sehen. Es schließt sich den Resolutionen anderer Länder an und beschließt keine eigenen. Aber je näher ich den Libanon kennengelernt habe, desto spannender fand ich das Land: Beispielsweise setzt sich die Regierung aus 18 Religionsgruppen zusammen und jeder Posten ist immer fest mit einem Anhänger einer bestimmten Religion besetzt. Je mehr man über ein Land weiß, desto besser kann man es verstehen.
Und gerade das ist doch das Interessante an der NMUN: dass man sich in ein Land hineindenken und so handeln muss, wie es das Land auch tun würde.

M&J: Denkst du daran nun einmal selbst in den Libanon zu reisen?

Jean Christoph: Durchaus! Die Auseinandersetzung mit dem Land hat wirklich mein Interesse geweckt.

M&J: Bleibst du an dem Thema UN dran?

Jean Christoph: Ich denke schon. Ich werde wohl den Schwerpunkt meines Studiums auf „Internationale Beziehungen“ legen. Außerdem müssen wir ja die Delegierten für das kommende Jahr anwerben und auswählen. Innerhalb der NMUN-Gruppe und des Dachverbands (UN-Association Würzburg) gibt es immer was zu tun.

Das Interview führte Barbara Struller.
Bild: Barbara Struller

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