Dienstag, 11. März 2014

5. Sinfoniekonzert "Aus Russland" - zwischen Chaos und Kontrolle



Am 6. und 7. März gab das Philharmonische Orchester Würzburg unter der Leitung von Mihkel Kütson im Konzertsaal der Hochschule für Musik eine ganz besondere musikalische Zusammenstellung zum Besten: Mit seinem 5. Sinfoniekonzert entführte es seine Zuhörer auf eine Reise in das Russland des späten 19. und 20. Jahrhunderts und zeichnete durch Werke von Rachmaninow, Schostakowitsch, Prokofjew und Korsakow ein musikalisches Bild, wie es vielfältiger nicht sein könnte. Ein Bild mit vielen Glanzmomenten, Folklore und tiefen Abgründen, ebenso politisch wie ganz einfach schön. 

Die ausgewählten Stücke zeigen sehr persönliche, biographische Aspekte ihrer Schöpfer, verkörpern jedoch zugleich mit ihrer Stimmung, ihrem Ausdruck und ihrer Geschichte das russische Volk ihrer Zeit als Ganzes. Ohne diese Geschichte, in der ideologische Maßregelungen von Kunst und Musik durch die Herrschenden immer wieder als Aspekt auftauchen, würde dieses Konzert heute anders klingen. Über die zweistündige Dauer hinweg gestaltet sich die Darbietung zu keinem Zeitpunkt langweilig. Verfällt der Zuhörer bei den romantischen Klängen Sergej Rachmaninows Jugendwerk in gemächliches Träumen, rütteln Dmitri Schostakowitschs Töne wieder auf, verstören beinahe, wirken unkonventionell und frei von jeglicher künstlich auferlegten Folklore. An dieser Stelle brilliert die Cellistin Tatjana Vassiljeva, die mit ihrem virtuosen, leidenschaftlichen Spiel das Publikum begeistert. Es ist ein Auf und Ab: Nach Schostakowitschs beeindruckendem Kahlschlag geht es bei Sergej Prokofjew wieder eingängiger und vor allem systemkonformer vonstatten. Zuletzt gab es noch einmal in der Orchestersuite "Der Goldenen Hahn" ein großes Aufbegehren, in deren Handlung Nikolai Rimski Korsakow es sogar wagt, buchstäblich mit Pauken und Posaunen den König sterben zu lassen. 

Insgesamt ein wundervoller Abend großartiger musikalischer Unterhaltung, die Lust auf das 6. Sinfoniekonzert "Echoes" macht. Neben Edward Elgar und Benjamin Britten wird erneut ein Werk von Dmitri Schostakowitsch zu hören sein - 8. und 9. Mai im Konzertsaal der Hochschule für Musik Würzburg.


Text: Carina Peter, Thomas Gorol
Bild: Philharmonisches Orchester Würzburg

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