Freitag, 29. November 2013

Interview mit Kellerkommando


Hip-Hop meets Blasmusik

Kellerkommando – eine außergewöhnliche Mischung aus traditioneller, fränkischer Volksmusik und fetten Hip-Hop-Beats. Dialekt und Deutsch-Rap, Blasmusik und rotzige Sounds paaren sich zu einer dreckigen und virtuosen Bühnenshow. Die Musiker aus verschiedenen Ecken Frankens teilten sich schon große Festivalbühnen mit den Fantastischen Vier oder Sammy Deluxe. Jetzt gehen sie mit ihrem ersten Studioalbum „Dunnerkeil“ auf Tour. Der Auftakt war gestern in der Posthalle Würzburg. Mit Max&Julius sprachen Posaunist Ilya Khenkin und Keyboarder Patrick Köbler darüber, was Volksmusik wirklich ist und was man als Student in Franken auf keinen Fall verpassen darf.

Foto: Severin Schweiger

M&J: Beschreibt eure Musik in drei Worten!

Ilya: Bäm Bäm Bäm!
Patrick: Alt, neu, Zukunft.

M&J: Ihr mischt kurzgesagt Volksmusik mit Rap. Was ist für euch Volksmusik?

Ilya: Für mich ist das Musik aus dem Volk, die von allen gesungen wird, die von allen verstanden wird. Meist hat sie überall auf der ganzen Welt die gleichen Themen, ähnliche Melodien. Das ist Volksmusik, die jeder versteht.
Patrick: Musik die auf einer gewissen Tradition beruht, die immer von einer Generation zur nächsten Generation weitergegeben wird. Jedes Land hat seine eigene traditionelle Volksmusik. In Deutschland haben wir ein bisschen ein Problem damit, denn das Ganze wird häufig „verschlagert“. Das ist nicht das, was wir machen! Wir bedienen uns der ursprünglichen Form der Volksmusik.

M&J: Unser Bild von Volksmusik ist von Sendungen wie „Musikantenstadl“ oder „Frühlingsfest der Volksmusik“ und ähnlichen geprägt. Wieviel haben solche Shows mit Volksmusik zu tun?

Patrick: Gar nichts!
Ilya: Das sehe ich genauso.
Patrick: Solche Sendungen haben weder musikalisch noch inhaltlich oder von der Umsetzung her etwas mit Volksmusik zu tun.
Ilya: Das einzige was Volksmusik und solche Shows gemeinsam haben ist, dass sie viele Menschen ansprechen und viele sie mögen.

M&J: Kommt daher auch euer Bedürfnis etwas anderes aus Volksmusik zu machen?

Ilya: Wir machen nichts anderes daraus. Wir nehmen diese ursprüngliche traditionelle Musik und zeigen, was Volksmusik eigentlich ist. Volksmusik ist kein alter Hut, der in Kneipen von Blaskapellen am Stammtisch gespielt wird, sondern die Musik kann man auch richtig populär und modern machen.
Patrick: Das ist auch das, was früher immer gemacht wurde. Die Menschen haben immer wieder neue Elemente dazu gebracht.
Ilya: Das ist die natürliche Entwicklung der Musik.
Patrick: In den letzten Jahren ist nur nicht mehr viel in diese Richtung passiert, aber inzwischen wird das auch von anderen Bands aufgegriffen. Man schaut, was sich daraus machen lässt. Wir sind auch nicht die Einzigen, die diese Richtung einschlagen.

M&J: Könnt ihr mit eurer Musik das Traditionelle jungen Menschen wieder nahebringen?

Ilya: Auf jeden Fall! Das ist der Plan, dass traditionelle Musik wieder „in“ wird, dass Jugendliche das Alte wieder kennenlernen.
Patrick: Wir machen das aber nicht nur deshalb. Es ist einfach ein Nebeneffekt der auftritt. Wir machen diese Musik, weil wir es geil finden, das zu kombinieren. Natürlich merken junge Leute dann auch, dass Volksmusik vielleicht doch nicht ganz so schlimm ist.

 M&J: Gibt es auch den umgekehrten Fall, also dass ihr Blasmusik-Fans älteren Semesters zum Hip Hop bekehrt?

Patrick: Das gibt es durchaus. Bei den Konzerten ist jegliches Publikum dabei. Junge Leute, mittelalte (lacht). Einmal haben wir im E-Werk in Erlangen gespielt und da war wirklich eine Oma, die war 70 und die hat sich das ganze Konzert angehört. Von daher glaub ich, dass unsere Musik altersübergreifend ist und jeder davon profitieren kann. Man muss unsere Musik aber auch als Einheit betrachten und kann nicht die einzelnen Bestandteile in Schubladen stecken.

M&J: Identifiziert ihr euch mit eurer Heimat Franken?

Patrick: Ich bin Nürnberger und ich mag meine Heimat wirklich sehr.

M&J: Was haltet ihr von Bemerkungen wie „Franken sind keine Bayern“ oder auch fränkischen Separatismusbewegungen?

Patrick: Finden wir toll! Auf jeden Fall! So ein bisschen Abgrenzung vom Mainstream, das ist okay. Wir sind die Gallier.
Ilya: Ich sehe das auch so. Die Franken grenzen sich von den Bayern ab und andersrum. (lacht)

M&J: Was ist für euch der Unterschied zwischen einem Konzert in Hamburg und einem Konzert in der Heimat?

Ilya: Die verstehen die Sprache nicht. Außerhalb von Franken versteht man die Sprache nicht. Aber auch wenn das Publikum die Texte nicht versteht, geht es ab!
Patrick: Weil da irgendwie noch was mitschwingt. Wenn Künstler da sind, die nicht Deutsch singen, dann versteht das Publikum die auch nicht immer und trotzdem ist es begeistert. Als wir in Mexiko gespielt haben, waren da 3000 Mexikaner und die sind einfach abgegangen.

M&J: Welchen Tipp gebt ihr Studenten, die nach Franken zum studieren kommen?

Patrick: In fränkischen Lokalen essen!
Ilya: Das fränkische Bier probieren. Sich alles angucken, sich einleben, zum Kellerkommando-Konzert kommen und Schäufele essen!

M&J: Vielen Dank für das Interview!

Das Interview führte Beatrice Kennepohl.

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