Freitag, 20. Juni 2014

Nashorn werden oder nicht, das ist hier die Frage.



KHG-Theater bringt "Die Nashörner" von Eugène Ionesco auf die Bühne


 
Ein gewöhnlicher Tag, in einer gewöhnlichen Stadt. Die Einwohner gehen ihren Pflichten nach, kleiden sich, wie die Gesellschaft es für angemessen hält, erfüllen ihre Aufgaben und gehen arbeiten, so wie es von ihnen erwartet wird. Ob Abteilungsleiter, Logiker oder Zweifler, jeder hat seine Rolle. Nur Behringer nicht. Er trinkt, ist ungepflegt und interessiert sich nicht für Kultur. Er passt nicht so recht in die Gesellschaft, er ist anders – und Anderssein ist schlecht. Oder?
Doch plötzlich taucht ein Nashorn in der Stadt auf und alles gerät in Unruhe. Die Leute verwandeln sich, immer mehr werden zu Nashörnern, die Rhinozeritis breitet sich aus. Der anfängliche Argwohn verschwindet allerdings recht schnell. Das Ungewohnte wird normal, Nashorn zu sein scheint plötzlich erstrebenswert und nun ist es die Menschlichkeit, die seltsam wird. Doch Behringer wehrt sich, er möchte nicht in der Masse untergehen, möchte seine Menschlichkeit- und seine Individualität bewahren. Doch kann es einem Menschen allein wirklich gelingen, sich gegen die Masse zu stellen?
 
Das Stück stammt von dem in Rumänien geborenen Autor Eugène Ionesco. Die Umsetzung gelingt den Schauspielern, trotz der anfangs befremdlich klingenden Handlung, bewundernswert gut. Ihnen ist die Freude an der Schauspielerei anzumerken, und die junge Besetzung erfüllt jede Rolle mit Herzblut. Der männliche Hauptdarsteller Jonas Kempf spielt die Rolle des Behringer derart überzeugend, dass man auf Grund seiner guten Mimik und Gestik zeitweise vergisst, dass er nur eine Rolle spielt. Auch die anderen Schauspieler spielen ihre Charaktere glaubhaft und nicht zu steif, so dass das Stück nicht gestellt wirkt. Die Aufführung ist ein Wechsel aus ernsten und lustigen Elementen, was den Zuschauer gefesselt hält und ein Aufkommen von Monotonie verhindert. Trotz der Fülle an Geschehnissen auf der Bühne, wird man zum Nachdenken angeregt. Der plötzliche Sinnesumschwung der Bewohner, die nach und nach ihre Individualität aufgeben, um ihren Platz in der Gruppe einzunehmen, wird sehr überzeugend dargestellt, so dass man sich am Ende selbst fragen muss: Könnte ich widerstehen?

Das Bühnenbild ist anfangs eher still gehalten, stellt sich allerdings als sorgsam durchdacht heraus und unterstreicht die Geschehnisse auf der Bühne, ohne davon abzulenken. Die Kostüme passen gut zu den Charakteren und die Umsetzung der Nashörner ist durch ihre Originalität ein schönes – und sehr grünes - Detail. Das Hauptaugenmerk liegt zu jeder Zeit auf den Charakteren, es sind keine Unmengen an Requisiten und Effekten nötig, denn die Schauspieler füllen den Raum bereits mit ihren Darstellungen zur Genüge aus. Man hat nicht das Gefühl, etwas Gespieltes zu beobachten, sondern ist bei den Geschehnissen dabei, ist auch in dieser Kleinstadt, in der alle so besonders sein wollen und am Ende doch so gleich sind.

Alles in allem lohnt sich der Besuch des Stückes vom Anfang bis zum Schluss, die Geschichte beschäftigt einen auch noch Stunden danach und die Atmosphäre des Stückes hält einen gefangen.



weitere Termine:
20. / 21. / 22. und 26.6.2014 um jeweils 20.30h (Einlass ca. 20h) im Großen Saal der KHG Würzburg
Hofstallstraße 4, 97070 Würzburg
Eintritt frei!

Text: Laura Artinger
Bild: KHG Theater

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