KHG-Theater bringt "Die Nashörner" von Eugène Ionesco auf die Bühne
Ein gewöhnlicher Tag, in einer gewöhnlichen Stadt. Die Einwohner
gehen ihren Pflichten nach, kleiden sich, wie die Gesellschaft es für
angemessen hält, erfüllen ihre Aufgaben und gehen arbeiten, so wie es von ihnen
erwartet wird. Ob Abteilungsleiter, Logiker oder Zweifler, jeder hat seine
Rolle. Nur Behringer nicht. Er trinkt, ist ungepflegt und interessiert sich
nicht für Kultur. Er passt nicht so recht in die Gesellschaft, er ist anders –
und Anderssein ist schlecht. Oder?
Doch plötzlich taucht ein Nashorn in der Stadt auf und alles
gerät in Unruhe. Die Leute verwandeln sich, immer mehr werden zu Nashörnern,
die Rhinozeritis breitet sich aus. Der anfängliche Argwohn verschwindet
allerdings recht schnell. Das Ungewohnte wird normal, Nashorn zu sein scheint
plötzlich erstrebenswert und nun ist es die Menschlichkeit, die seltsam wird.
Doch Behringer wehrt sich, er möchte nicht in der Masse untergehen, möchte
seine Menschlichkeit- und seine Individualität bewahren. Doch kann es einem
Menschen allein wirklich gelingen, sich gegen die Masse zu stellen?
Das Stück stammt von dem in Rumänien geborenen Autor Eugène
Ionesco. Die Umsetzung gelingt den Schauspielern, trotz der anfangs befremdlich
klingenden Handlung, bewundernswert gut. Ihnen ist die Freude an der
Schauspielerei anzumerken, und die junge Besetzung erfüllt jede Rolle mit
Herzblut. Der männliche Hauptdarsteller Jonas Kempf spielt die Rolle des
Behringer derart überzeugend, dass man auf Grund seiner guten Mimik und Gestik
zeitweise vergisst, dass er nur eine Rolle spielt. Auch die anderen
Schauspieler spielen ihre Charaktere glaubhaft und nicht zu steif, so dass das
Stück nicht gestellt wirkt. Die Aufführung ist ein Wechsel aus ernsten und
lustigen Elementen, was den Zuschauer gefesselt hält und ein Aufkommen von
Monotonie verhindert. Trotz der Fülle an Geschehnissen auf der Bühne, wird man
zum Nachdenken angeregt. Der plötzliche Sinnesumschwung der Bewohner, die nach
und nach ihre Individualität aufgeben, um ihren Platz in der Gruppe
einzunehmen, wird sehr überzeugend dargestellt, so dass man sich am Ende selbst
fragen muss: Könnte ich widerstehen?
Das Bühnenbild ist anfangs eher still gehalten, stellt sich
allerdings als sorgsam durchdacht heraus und unterstreicht die Geschehnisse auf
der Bühne, ohne davon abzulenken. Die Kostüme passen gut zu den Charakteren und
die Umsetzung der Nashörner ist durch ihre Originalität ein schönes – und sehr
grünes - Detail. Das Hauptaugenmerk liegt zu jeder Zeit auf den Charakteren, es
sind keine Unmengen an Requisiten und Effekten nötig, denn die Schauspieler
füllen den Raum bereits mit ihren Darstellungen zur Genüge aus. Man hat nicht
das Gefühl, etwas Gespieltes zu beobachten, sondern ist bei den Geschehnissen
dabei, ist auch in dieser Kleinstadt, in der alle so besonders sein wollen und
am Ende doch so gleich sind.
Alles in allem lohnt sich der Besuch des Stückes vom Anfang bis
zum Schluss, die Geschichte beschäftigt einen auch noch Stunden danach und die
Atmosphäre des Stückes hält einen gefangen.
weitere Termine:
20. / 21. / 22. und 26.6.2014 um jeweils 20.30h (Einlass ca. 20h) im Großen Saal der KHG Würzburg
Hofstallstraße 4, 97070 Würzburg
Hofstallstraße 4, 97070 Würzburg
Eintritt frei!
Text: Laura Artinger
Bild: KHG Theater
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