Zu den Stücken, die das Prädikat
„zeitlos“ wirklich verdient haben, zählt sicherlich Molières Komödie um den habgierigen
Harpagon, der sein Geld mehr liebt als seine Kinder. Um sein beträchtliches
Vermögen noch zu vergrößern, arrangiert er für seinen Sohn und seine Tochter
lukrative Ehen gegen ihren Willen – während er selbst die mittellose, aber
blutjunge Mariane umwirbt. Als Geschäftsmann und als Vater rücksichtslos und
despotisch, nimmt sein Bemühen, der jungen Frau zu gefallen, bald absurde Züge an
und gibt den strengen Patriarchen schließlich der Lächerlichkeit preis.
Das Mainfranken Theater inszeniert
„Der Geizige“ als Groteske mit Glam Rock-Faktor, in deren glitzernder Halbwelt
nichts wirklich „wahr“ sein kann: Weder die von Heuchelei und Täuschung
geprägten Beziehungen um den selbstsüchtigen Alten noch die Sicherheit seiner Geldschatulle,
der er bei weitem mehr Aufmerksamkeit schenkt als den Mitgliedern seines
Haushalts. Doch auch die ihn Umgebenden stellen wenig persönliche Substanz
unter Beweis, sondern agieren vielmehr als Karikaturen ihrer geheimen Wünsche
und Bedürfnisse, vereinheitlicht durch die Vorherrschaft des Kapitals, das im
Hause Harpagon regiert. Der gewinnsüchtige Geschäftsmann, blind für seine
Mitwelt, und sein oberflächlicher Zirkel könnten ebenso Produkt der modernen
westlichen Konsumgesellschaft sein. Wenngleich diese Symbolik durch die grelle Dramaturgie manches Mal nur wenig subtil erscheint, überzeugt die Inszenierung vor allem durch ihre
ausgezeichneten Darsteller und ihren kurzweiligen Witz. „Der Geizige“
verspricht einen schrillen, intensiven Theaterabend, der dazu einlädt, sich
kritisch im schönen Schein einer nur vorgeblich perfekten Welt zu sonnen.
Weitere Termine:
15.00 Uhr: 27.10./ 17.11.
19.30 Uhr: 25.10./ 02.11./ 06.11./ 21.11./ 23.11./ 04.12./ 13.12./ 15.12./ 25.12./ 04.01.
15.00 Uhr: 27.10./ 17.11.
19.30 Uhr: 25.10./ 02.11./ 06.11./ 21.11./ 23.11./ 04.12./ 13.12./ 15.12./ 25.12./ 04.01.
Bildquelle: Mainfrankentheater Würzburg
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